Die Waldviertler Firma Zalto revolutionierte mit einem Winkel das Weinglas. | Pro Jahr werden 80.000 Stück mundgeblasen.
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Wien. Ein Glas ist nicht gleich ein Glas. Das eine hat schwulstig abgerundete Ränder, die beim Trinken stören. Das andere fühlt sich beim Heben schwer an. Und der Geschmack, der verflüchtigt sich beim Trinkvorgang. Nicht so bei Zalto-Glas. "Wir wollen nicht das Glas trinken, sondern den Wein", sagt Martin Hinterleitner, einer der zwei Chefs der Zalto Glasmanufaktur. Vor fünf Jahren packten den Wiener die Liebe zum Wein und die Liebe zum Design. Er übernahm gemeinsam mit seinem niederösterreichischen Kollegen Josef Karner den Produktionsstandort der kleinen Zalto-Glashütte im obersten Waldviertel.
Mit im Paket: ein Juwel von Weinglas, das die beiden Neo-Unternehmer im Laufe der Jahre zum Top-Glas unter Winzern und Gastronomen zuschleifen sollten. Mitentwickelt wurde die Glas-Serie vom Pfarrer und bekannten Weinexperten Hans Denk aus der niederösterreichischen Gemeinde Albrechtsberg. Heute ist Zalto für seine Gläser aus der Reihe "Denk Art" in Weinkreisen weltbekannt. 80.000 Stück werden im Jahr handgefertigt. Geliefert wird an Winzer, Gastronomen und Großhändler von New York bis Tokio.
Winkel verbessert Vorratshaltung
Das Sortiment umfasst neun Gläser. Zwischen 25 und 31 Euro kostet ein Stück. Im Vergleich zur meisten am Markt befindlichen Ware sind sie alle mundgeblasen. Was hinzukommt, sind die außergewöhnliche Kelchform und die Leichtigkeit: "In den Zalto-Gläsern ist überall ein Winkel eingebaut, der unsere Erdwinkel widerspiegelt", erzählt Hinterleitner. Einmal ist es eine Neigung von 24 Grad, dann 48 Grad und 72 Grad. Glaubt man den Überlieferungen, so hatten bereits die alten Römer erkannt, dass diese Winkel bei der Herstellung von Vorratsbehältern besondere Eigenschaften mit sich brachten. Lebensmittel blieben darin nicht nur länger frisch, sie schmeckten auch wesentlich besser. Dass sich auch der Wein in den verwinkelten Gläsern "besser entfaltet" und "göttlich schmeckt", haben die Zalto-Chefs von renommierten Weinkritikern bereits schwarz auf weiß zugesprochen bekommen.
Als Erfolgsrezept seiner Firma bezeichnet Hinterleitner die "Glasqualität und die kontinuierliche Verfügbarkeit". Trotz ihrer hauchdünnen Wände und des zarten Stiels seien die Gläser sehr bruchsicher und spülmaschinenfest. Um dieses Ergebnis zu erreichen, muss das Glas bei der Herstellung richtig heruntergekühlt werden, damit keine Luftblasen entstehen.
Überlebenskampf der Glashütten
Entscheidend ist auch die richtige Technik des Mundblasens. Diese übernimmt für Zalto geschultes Personal in tschechischen und ungarischen Glashütten. Am Hauptsitz in Gmünd arbeiten neben den Chefs sechs Mitarbeiter. Durch den Strukturwandel hätten viele Glashütten in Österreich zugesperrt. Wie fast alle anderen wichtigen Glashersteller auch, sah man sich gezwungen, auf Produktionswerke im Ausland auszuweichen, so Hinterleitner, der eigentlich seine berufliche Karriere bereits hinter sich hatte.
Sowohl sein Geschäftspartner Josef Karner als auch er selbst saßen jahrelang im Vorstand des Sektunternehmens Schlumberger. Was die beiden Jobs verbindet? "Es sind beides Genusswelten." Hohe Umsatz-Ziele will sich Hinterleitner für die Zukunft keine stecken, höchstens "qualitative Ziele". Dafür geht es privat umso höher hinaus: Hinterleitner kehrte soeben von einer Kilimandscharo-Besteigung zurück.