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Weinbauern fürchten um Ernte

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Dauerregen lässt Gefahr steigen, dass Trauben faulen. Für die Weinlese ist es aber vielerorts zu früh.


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Wien. Der strömende Regen in den vergangenen Tagen bereitet den Winzern Sorgen: "Das feuchte Wetter kommt für uns zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Die Trauben müssen reif werden", sagt Leo Hagn vom Weingut Hagn in Mailberg im niederösterreichischen Weinviertel. Regnet es, steigt die Gefahr von Fäulnis und Pilzkrankheiten: Ist es zu feucht, "saufen" sich die Beeren mit Wasser an und drücken sich gegenseitig auf. Platzen die Früchte, rinnt der Saft aus und sie faulen. "Wenn Trauben gefault sind, ist die Lese sehr mühsam", sagt Gerald Kneissl, Referatsleiter Weinbau in der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.

So weit ist es allerdings noch nicht: "Zur Zeit ist noch alles
o.k.", berichtet Winzer Hagn am Dienstagnachmittag nach einem Rundgang durch die Weingärten. Auch Andreas Weber, Bio-Weinbauer in Roseldorf in Weinviertel, sagt: "Die Weingärten schauen noch gut aus." Die kommenden Tage sind entscheidend, denn während im Burgenland die Weinlese bereits begonnen hat, startet die Ernte in den meisten Regionen in wenigen Wochen - auch im größten Anbaugebiet des Landes, im Weinviertel. Bis dahin müssen die Trauben mehr Zucker enthalten, der Säuregehalt sinkt mit zunehmender Reife.

"Für die Hauptlese ist der Zeitpunkt noch zu früh", sagt Josef Finster von der Landwirtschaftskammer Burgenland, Geschäftsführer des Burgenländischen Weinbauverbandes. Die Hauptlese in Niederösterreich, etwa für den Grünen Veltliner in der Wachau, beginnt zwischen Mitte und Ende Oktober.

"Zum Zuschauen verdammt"

"Die Feuchte führt zu Pilzerkrankungen, gegen die wir jetzt nichts mehr tun können", sagt Kneissl. Für Pflanzenschutzmittel sei es zu spät, da von der letzten Anwendung bis zur Ernte eine Wartezeit von - je nach Produkt - drei bis vier Wochen eingehalten werden muss.

"Wir sind zum Zuschauen verdammt", sagt Weber, der den Familienbetrieb seit 2000 nach biologischen Richtlinien bewirtschaftet. Auf systemische Spritzmittel und Schädlingsbekämpfungsmittel wird verzichtet. Um Pilzkrankheiten einzudämmen, werden die Reben präventiv mit Schwefel- und Kupferpräparaten behandelt - die Dosierung ist limitiert. Mit der Lese wird der Bio-Winzer voraussichtlich in der dritten oder vierten Septemberwoche starten.

Weinbauer Hagn peilt den 15. September als Beginn für die Ernte an - vorausgesetzt, es kommt ein Hochdruckgebiet. Sonst müsse man noch zuwarten, bis die Beeren reif sind. Zu lange zuwarten sei aber nicht möglich, sagt Hagn, "sonst kommen wir in eine Stresssituation. Eine Million Kilogramm lassen sich nicht innerhalb von zwei Wochen verarbeiten." Daher dauere die Haupternte bis Anfang November.

Hoffen auf "Altweibersommer"

Bis Mitte August herrschten in vielen Regionen ideale Bedingungen für den Weinbau, weil die große Hitze ausblieb. Doch auf die Trockenheit bis Juli folgte in den vergangenen Wochen sehr viel Regen. Zwar sorgen durch die Feuchtigkeit größere Früchte für einen höheren Ertrag, die Qualität könnte aber leiden. Das wäre bitter für die heimischen Winzer, denn Österreichs Weine punkten mit ihrer Qualität.

Zuletzt schmälerten ungünstige Witterung und eine Kälteperiode zur Lesezeit den Ertrag 2010 gewaltig - die Erntemenge lag mit 1,7 Millionen Hektoliter um 30 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt, die Preise stiegen. Zum Vergleich: 2013 wurden 2,4 Millionen Hektoliter geerntet. Niederschläge im August führten zu Pilzerkrankungen, die Hoffnung auf einen "Altweibersommer" wurde enttäuscht. Erst Sonne Anfang Oktober sorgte für mehr Reife, der Säuregehalt bliebt aber vielfach hoch.

Auch dieser Tage hoffen die Winzer auf einen "Altweibersommer": "Es ist höchst an der Zeit, dass die Niederschläge aufhören", sagt Kneissl: "Wenn der Regen aufhört, kommen wir mit einem blauen Auge davon."