Wiener Gynäkologen propagierten Zelltherapie. | Aufruhr an Med-uni Wien und Universitätsklinik. | Wien. Die Affäre rund um das Propagieren einer noch experimentellen Zelltherapie gegen Krebs steht ab kommender Woche auf der Tagesordnung des Weisenrats der Medizinischen Universität Wien. Bis Anfang September soll ein Ergebnis vorliegen, hieß es am Freitag zur "Wiener Zeitung".
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Der Weisenrat soll die Frage beantworten, inwieweit die beiden Wiener Gynäkologen Prof. Johannes Huber und Prof. Sepp Leodolter die international geltenden Richtlinien zur "guten wissenschaftlichen Praxis" verletzt haben. "Sowohl bezüglich der Durchführung von Studien als auch der öffentlichen Anpreisung der Stammzellentherapie als eine neue wirksame Waffe zur Heilung von Krebs", betonte die Meduni.
Über mögliche Konsequenzen will man noch nicht sprechen. Doch sollte der Weisenrat aufgrund der Überprüfung dem Rektorat eine Form von Konsequenz vorschlagen, müsste letzten Endes die Disziplinarkommission im Wissenschaftsministerium über Maßnahmen entscheiden.
Die Ratsmitglieder sind Dr. Friedrich Hauptmann, ehemaliger Generalprokurator beim Obersten Gerichtshof, Univ.-Prof. Klaus Wolff, ehemaliger Vorstand der Uni-Klinik für Dermatologie, und Univ.Prof. Erhard Wintersberger, ehemaliger Vorstand des Instituts für Medizinische Biochemie.
Geldfluss - ja oder nein?
Zur Vorgeschichte: Begonnen hatte alles mit einer textlich von Huber autorisierten Cover-Story in "News". Darin hatten er und Leodolter euphorisch über die Behandlung von Krebspatienten mit sogenannten dendritischen Zellen (siehe Kasten) berichtet.
Aufruhr an der Medizinischen Universität beziehungsweise den Universitätskliniken war die Folge. Knackpunkt war, dass die beiden Professoren mit dem niederösterreichischen Unternehmen "Cell Med Research" eine Zelltherapie entwickeln wollten und dazu am AKH eine für Erkrankte unentgeltliche klinische Studie gelaufen war. Daneben sollen aber auch Patienten entgeltlich behandelt worden sein. Geld darf in der Entwicklung von Therapien jedoch erst genommen werden, wenn diese als anerkannte Behandlungsform zugelassen sind.
Kurz darauf gaben Huber und Leodolter, auch Gesellschafter von Cell Med Research, ihren Rückzug aus dem Unternehmen bekannt. Inzwischen hat Huber auch Beteiligungen an der Genosense Diagnostics GmbH, die genetische Analysen anbietet, und der Brustkrebs-Ordination "Mozat", in der Zelltherapie und intraoperative Bestrahlung durchgeführt werden, abgestoßen.
Bioethikkommission
Hubers Vorsitz in der Bioethikkommission des Kanzleramtes wird mit der Neubestellung der Mitglieder am 5. Oktober enden.
Zuletzt hatte der Gynäkologe eingeräumt, dass bei dem Artikel ein "falscher Eindruck" über die Möglichkeiten der Heilungsform entstanden sei. Huber will sich jetzt nur mehr um Kernaufgaben kümmern. Er fungiert am AKH als Leiter der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin.
Die Meduni Wien stellte am Freitag nochmals klar, dass Huber entgegen seiner Darstellung eine mögliche Beziehung zwischen Cell Med und der am AKH laufenden Studie zu keinem Zeitpunkt bekannt gegeben habe, was einen "Conflict of Interest" darstelle.