Das Koralm-Lithium kommt an die US-Börse, wird aber im Falle künftigen Abbaus in Saudi-Arabien veredelt.
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Abhängigkeiten von Energieträgern aus dem kriegsführenden Russland verringern und gleichzeitig den Ausbau emissionsarmer Formen der Energiegewinnung forcieren. Was wie ein politisches Mantra der letzten Monate klingt, könnte auf der Kärntner Seite der Koralm bald Realität werden - zumindest theoretisch. Seit mehr als zehn Jahren bereits wird hier der Abbau von Lithium erprobt.
Die australische Firma European Lithium will nun noch im Juni die Abbaurechte in ein Unternehmen an der US-Technologiebörse Nasdaq einbringen. Damit könnte im kärntnerisch-steirischen Grenzgebiet bereits 2025 mit dem Abbau des begehrten Rohstoffs begonnen werden. Die Weiterverarbeitung des Erzes zu batteriefähigem Lithium soll jedoch nicht im Lavanttal, sondern im autoritär regierten Saudi-Arabien vonstatten gehen.
"Europa nicht wettbewerbsfähig"
Die European Lithium hat eine verbindliche Vereinbarung mit dem saudi-arabischen Industriekonglomerat Obeikan zur Herstellung batteriefähigen Lithiums abgeschlossen, wie es in einer Mitteilung am Freitag hieß. Konzentriertes Erz (Spodumen) aus Wolfsberg soll zur Gänze in Containern nach Saudi-Arabien verschifft werden.
Gegen die Verarbeitung des Erzes zu hochwertigem Lithium in Kärnten hätten vor allem die "ausufernden Energiekosten" gesprochen, sagte Geschäftsführer Dietrich Wanke zur APA. Die Gewinnung von reinem Lithium aus dem Erz sei energieintensiv und erfordere Gas. Die jüngsten Preisexplosionen hätten "eine dreiviertel Milliarde Dollar Mehrkosten" bedeutet. "Da muss man knallhart sagen, dass Europa für diese Industrien zur Absicherung der Energiewende nicht wettbewerbsfähig ist." Die Kosten für den Schiffstransport seien "marginal".
Das Unternehmen erwartet durch die Vereinbarung große Einsparungen bei laufenden operativen Kosten, Kapitalkosten und eine deutlich niedrigere Besteuerung. Insbesondere erspart sich European Lithium laut Wanke rund 350 Millionen Euro, die für den Bau der Lithiumanlage in Wolfsberg geplant waren. Geplant war der Bau eines hydrometallurgischen Werks südlich der Bezirksstadt Wolfsberg, wo jährlich 70.000 Tonnen Rohmaterial zu knapp 9.000 Tonnen batteriefähigem Lithium verarbeitet werden sollten. Dort hätten an die 400 Jobs entstehen sollen.
Stattdessen zeichnet sich eine Beteiligung an einem neuen Werk in Saudi-Arabien ab. Laut einem Bericht der "Financial Times" soll in dem Königreich bereits eine zweite Verarbeitungsanlage in Planung sein, in der Lithiumhydroxid für den Autobauer BMW hergestellt werden soll. European Lithium und Obeikan sollen demnach jeweils 50 Prozent der Anteile an der Anlage, die 350 bis 400 Millionen Dollar kosten wird, übernehmen.
Mögliche bürokratische Hürden
Allerdings steht dem Unterfangen noch ein steiniger Behördenweg bevor. Es fehlen noch der konkrete Gewinnungsbetriebsplan, der Finanzierungsplan, aber auch einige Umweltprüfungen. Anrainer könnten zudem Einspruch einlegen. Denn Bergbau geht immer auch mit Staub- und Lärmbelästigung und Eingriffen in die Biodiversität und den Grundwasserhaushalt einher, wie der Geologe und Rohstoffexperte Jochen Kolb vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) jüngst zur "Wiener Zeitung" sagte. Wanke hingegen versichert, dass oberirdisch weder Lärm noch Emissionen entstünden und das Unternehmen seit Jahren Daten zum Wasserfluss und anderen Umweltaspekten sammle.
Das Unternehmen geht laut einer Machbarkeitsstudie von einem erwartbaren Gewinn von 1,5 Milliarden Dollar aus. Zudem sei bereits ein Vertrag mit BMW zur Abnahme des batteriefähigen Rohstoffs unterzeichnet. (jm)