Nimmt man sich ein wenig Zeit, geben Wörter durchaus nützliche Hinweise - ein etymologischer Beitrag zur Nachhaltigkeit.
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Das rechte Maß, "das Gemessene", statt Überfluss, "Überfließen". Notwendiges, "das Not abwendet", statt Luxus, "Verrenkung", vom lateinischen Wort luxus für Ausrenkung, Ausschweifung, Üppigkeit. Das Nötige, von einem germanischen Wort für Zwang, statt Kostspieligem, das kein Spiel ist, sondern zum althochdeutschen Verb irspilden für verschwenden, vertun führt. Das Wichtige, "das Gewichtige", vom Gewicht, statt Pomp, vom griechischen Wort pompé für feierlicher Aufzug. Das Feudale kommt vom mittellateinischen Wort feum für Lehen und dieses von einem germanischen Begriff für Vieh, Besitz. Und beim Bombastischen hat man es mit dem mittellateinischen Wort bombax für Baumwolle zu tun, bezogen auf das Ausstopfen mit Baumwolle, das Wattieren, Auspolstern, Aufbauschen - auch des Stils, besonders des Redestils. Sich in Staat werfen, Staat machen, erklärt sich daraus, dass Staat ursprünglich Stand, Zustand und Umstände, Aufwand bedeutete und daher, eng verwandt mit dem Stattlichen, auch Prunk und Pracht. Pracht, vom vordeutschen Wort brahta, heißt Lärm, Beifall, verwandt mit dem Prunk, dem Prangen und dem Prahlen, das ursprünglich ein Wort für brüllen, schreien, lärmen, grölen war. Beim Extravaganten, "das außerhalb umherschweift", hat man es mit dem lateinischen Verb vagari für umherziehen, umherirren, vagabundieren zu tun, wie auch beim Vagen, "das unstet ist". Und Barockes, vom französischen Adjektiv baroque für schief, bizarr, grotesk, war ursprünglich ein Spottbegriff für unregelmäßig geformte Perlen. Protzerei, "sich aufblasen wie Kröten", kommt daher, dass die Kröte in manchen Mundarten Protz genannt wird. Opulenz kommt vom lateinischen Wort ops für Vermögen, Reichtum. Und vornehm, "vorgenommen" (aus weniger Wichtigem, weniger Bedeutendem), war ursprünglich ein Wort für hervorragend, besonders. Das Verschwenden führt als "Verschwindenlassen" zum Schwinden. Im Vergeuden wirkt das mittelhochdeutsche Verb giuden für großtun, prahlen, verschwenden. Verprassen könnte auf das französische Verb brasser für brauen, vermengen zurückgehen und dürfte Lautmalerei sein. Verplempern kommt, wahrscheinlich ebenfalls lautnachahmend entstanden, vom niederdeutschen Verb plempern für verschütten. Und verschleudern heißt wegschleudern. Unter allen Umständen, hier hat man es mit dem mittelhochdeutschen Wort umbestant für Herumstehende zu tun, das auch auf Angelegenheiten bezogen wurde, die umgeben, "umstanden", sind von Günstigem oder Ungünstigem. Obligatorisch, "verbindlich" ("daran gebunden") - vom lateinischen Verb obligare für verbinden, zusammenbinden. Und was erforderlich ist, "ervorderlich", kommt von vorder, im Sinn von "Hervorkommen bewirkend", wie auch beim Fordern zum Kampf. In Hülle und Fülle - hier hat sich ein seltsames Missverständnis eingeschlichen, denn es ist von Kleidung und Nahrung die Rede, also vom Nötigsten.
Und Unvermeidliches, "Unaustauschbares", geht über das Germanische auf die indoeuropäische Wurzel mei- für wechseln, tauschen, sich fern halten zurück: Die heutige Bedeutung kommt daher, dass man Ausgewechseltes "meidet" (ihm fernbleibt).