Damit Lehrer sich im Unterricht engagieren (können), bräuchte es an den Schulen professionelles Personalmanagement.
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Wenn man Politikern und Verwaltungsbeamten zum Themenbereich Kindergarten/Schule zuhört, kommt man sich vor wie im Märchen:
Mit wenig Raum-, Zeit-, Wissens- und Betreuungsressourcen sollen verhaltensauffälligen Kindern ebenso wie traumatisierten (nicht selten durch häusliche Gewalt) Jugendlichen anspruchsvolle Lerninhalte kompetenzorientiert beigebracht werden. Kurz: Aus Stroh soll Gold gesponnen werden.
Je nach Herkunft ist dabei schon das Erlernen der deutschen Sprache für viele Schüler ein anspruchsvoller Lerninhalt, für dessen Bewältigung am Standort oft zu wenige Ressourcen zur Verfügung stehen. Manchmal wird als Faktor für das Lerndefizit von Schülern ein Lehrer oder eine Lehrerin erkannt - in dieser Situation fehlen die Möglichkeiten, durch professionelles Management sinnvoll einzugreifen. Als Unternehmerin sehe ich hier große Mängel in der Abstimmung der Zielsetzungen mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen und im Unwillen, für entscheidende Zukunftsthemen die ausreichenden Ressourcen bereitzustellen. Ständig werden Scheinlösungen produziert - im Wirtschaftsleben endet das im Bankrott. In der österreichischen Bildungspolitik ist dies seit Jahrzehnten gelebte Praxis. Damit werden die Probleme immer größer und auch auf der Kostenseite potenziert.
Dazu kommt, dass unser Schulsystem nicht von der einzelnen Unterrichtsstunde, ihrem Ertrag und allem, was diesen verbessert, gedacht wird. Schulbildung entsteht nämlich nicht in der Verwaltung, sondern ganz konkret beim Unterrichten im Klassenzimmer: John Hattie, Direktor des Melbourne Education Research Institute, hat nachgewiesen, dass Lehrer der wesentlichste Erfolgsfaktor für den Lernerfolg von Schülern sind.
Damit Lehrer sich im Unterricht engagieren (können), bräuchte es an den Schulen professionelles Management, insbesondere Personalmanagement, das an die konkreten Anforderungen des jeweiligen Standortes ausgerichtet agieren kann und darf. Unser Schulwesen dagegen wird auch nach der Bildungsreform von zu wenigen Ressourcen und von Anweisungen übergeordneter Behörden, die im Unterricht und am Schulstandort oft nicht sinnvoll umsetzbar sind, geprägt sein.
Solange die Bildungsverantwortlichen nicht den Mut haben, das Schulsystem ausgehend vom Unterrichtsertrag zu denken und danach aufzubauen, was die einzelne Unterrichtsstunde unterstützt, werden wir in Österreich Elite-Kinder in die Privatschulen und danach in ausländische Studien mit anschließender ausländischer Karriere und Innovations- und Leistungsbeiträgen im Ausland drängen.
Kindergartenpädagogen und Lehrer werden auch in Zukunft aufgrund mangelnder Ressourcen und mangelnder professioneller Selbstbestimmung mit ihren Leitungen an der Aufgabe scheitern, "aus Stroh Gold zu spinnen".
Abgesehen vom menschlichen Leid, das damit produziert wird, zahlen Österreichs Steuerzahler heute die Rechnung für ein übermäßig verwaltetes Bildungssystem und tragen morgen die Sozialversicherungskosten für zu viele gescheiterte Existenzen.