Der vorburgenländische Krisenbewältigungswettlauf zwischen dem Kanzler und seinem Vize wurde vom ORF-Fernsehen so abgebildet, dass den meisten Zusehern klar wurde: Nicht nur die selbstverständliche Sorge um Landes- und Bürgerwohl treibt die beiden an. Ein seltener Fall von objektiver Berichterstattung, weil nicht mit lässigen Moderatorenan- und -absagen nachgeholfen wurde. Da aber gerade heuer eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, wäre es an der Zeit, am Küniglberg über die in die Jahre gekommenen, leicht angeschlampten Nachrichten nachzudenken.
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Denn letztlich leidet die Information der Zuseher darunter, wenn etwa die Nachrichtenbewertung der "Zeit im Bild" boulevardeske Purzelbäume schlägt und man sich erst um 20 Uhr in der ARD informieren muss, was auf der Welt wirklich los ist. Dort wird man auch nicht durch die ORF-Bebilderungswut abgelenkt, die tage-, ja wochenlang mit dem hohen Wiedererkennungswert immer derselben Gelddruck- und -zählaufnahmen irritiert und mit der Wiederholung von alten Filmausschnitten ohne Datumseinblendung verwirrt. Auch wenn ein früherer ORF-Anchorman die deutsche Präsentation mit weniger Krampfbildern und mehr klarem Sprechertext stets als "Dampfradio" abtut, man wird besser informiert. Wie ja auch die Frage nach dem Informationswert von so manchen "ZIB 2"-Interviews zu stellen ist: Jene Politiker, die kaum oder keinen Einfluss auf den ORF haben, werden regelrechten Verhören unterzogen, Machtträger wesentlich zivilisierter angefasst. Und weil sich diese offensichtlich auch sonst gut vom ORF bedient fühlen, dümpelt das Info-Schlachtschiff weiter dahin.