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Weiter Streit um Francos Grab

Von Rainer Mayerhofer

Europaarchiv

Expertenkommission schlägt Exhumierung des Ex-Diktators vor.


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Madrid. 36 Jahre nach der Beisetzung Francisco Francos hat jetzt eine im Mai von der Regierung Zapatero eingesetzte Kommission vorgeschlagen, die sterblichen Überreste des ehemaligen spanischen Diktators zu exhumieren und seiner Familie zur Beisetzung an einem anderen Ort zu übergeben. Damit solle gewährleistet werden, dass das zwischen 1940 und 1959 errichtete "Valle de los Caidos" (Tal der Gefallenen) aufhöre, ein Denkmal für den Diktator und seinen Sieg im Bürgerkrieg (1936-1939) zu sein und zur Gedenkstätte für die Opfer dieses Krieges wird.

Bis 1983 wurden im Tal der Gefallenen, bei dessen Bau zahlreiche Gefangene des Franco-Regimes eingesetzt wurden, die Überreste von rund 40.000 Opfern des Bürgerkrieges beigesetzt. Der überwiegende Teil der Bestatteten waren Franco-Anhänger, aber es wurden auch auf Seite der republikanischen Regierung kämpfende Gefallene ohne Zustimmung ihrer Angehörigen dort bestattet. Einige dieser Angehörigen hatten in den letzten Jahren auf die Herausgabe der sterblichen Überreste geklagt. Der Zustand der in mehreren Kapellen in der Krypta der Kirche untergebrachten Grabstätten ist durch eingedrungenes Wasser aber derart prekär, dass eine Identifizierung der durcheinanderliegenden Gebeine kaum möglich ist.

Würde Francos Sarg aus der Kirche entfernt, wäre das eine Erleichterung für die Angehörigen seiner Opfer, die ohne Wissen oder Zustimmung ihrer Familien dort beigesetzt wurden.

Der ebenfalls in der Kirche beigesetzte Falangistenführer Antonio Primo de Rivera, der am 20. November 1936 in Alicante von den Republikanern hingerichtet worden war, stellt für die Expertenkommission ein anderes Problem dar. Der Philosoph Reyes Mate, Mitglied der Kommission, meinte, dass das Tal der Gefallenen für die Toten des Bürgerkrieges geschaffen worden sei. Primo de Rivera zähle dazu, aber nicht Franco, der im Bett gestorben sei. Die Kommission glaube aber, dass auch Primo de Rivera nicht an dem Platz bestattet bleiben solle, wo er derzeit liegt, sondern als einer unter allen anderen, auf dem Friedhof.

Ob der unter einer 1500 Kilo schweren Granitplatte liegende Sarg mit den Überresten Francos aber tatsächlich exhumiert wird, steht noch in den Sternen. Die neue konservative Regierung unter Mariano Rajoy steht dem Vorhaben ablehnend gegenüber. Und die Kommission hat die Realisierung auch von der Zustimmung der Kirche abhängig gemacht - zuständig für das Tal der Gefallenen ist der Benediktinerorden, der dort eine Abtei hat. Die Kirche hätte eigentlich auch in der Expertenkommission mitarbeiten sollen, der Madrider Kardinal Antonio Maria Rouco Varela hatte jedoch in letzter Minute seinen Vertreter, den emeritierten Erzbischof von Pamplona und Tudela, Fernando Sebastian, wieder zurückgezogen.

Francos Tochter Carmen wehrt sich gegen die Exhumierung ihres Vaters und will, dass sein Grab in der Basilika im Tal der Gefallenen bestehen bleibt. Sie hatte bei einem Treffen mit der Kommission darauf hingewiesen, dass ihr Vater nie gesagt habe, dass er dort begraben werden wolle. Diese Entscheidung habe die Regierung unter Carlos Arias Navarro getroffen.