Weiter Warten heißt es für die österreichischen Blaulichtorganisationen in Sachen Adonis. Nachdem das Innenministerium und die Betreiberfirma "master-talk" Ende Juni den Vertrag für den Aufbau eines digitalen Behördenfunknetzes gegenseitig aufgekündigt hatten, steht nun ein Zeitplan noch aus. Gespräche mit den Organisationen laufen, wie es aus dem Büro von Innenminister Ernst Strasser heißt.
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Adonis ist der Projektname eines neuen und gemeinsamen digitalen Funksystems für den Bereich des Innenministeriums und alle Blaulichtorganisationen und steht für Austrian Digital Operating Network für Integrated Services.
Bereits Ende der 90er Jahre war mit der Planung begonnen worden. Künftig sollen die Beteiligten auch untereinander kommunizieren können. An das neue System sollen Polizei, Gendarmerie, Bundesheer, Zoll- und Justizwache, Rettungswesen, Feuerwehren, der Katastrophenschutz der Landesregierungen, die Bezirkshauptmannschaften und die Gemeindepolizeien angeschlossen werden.
In einer ersten Stufe sollte das Behördenfunknetz schon seit heurigem März in Betrieb sein, der Vollausbau war für das Jahr 2005 vorgesehen. Nun wird es bis zur Umsetzung wohl noch länger dauern.
Denn Ende Juni hatten das Innenministerium und die Betreiberfirma "master-talk" - ein Konsortium von Siemens, Wiener Stadtwerke, RZB und Verbund - den Vertrag für den Aufbau eines Tetra-Bündelfunknetzes unter anderem wegen Uneinigkeit über die Kosten des Projekts gegenseitig aufgekündigt. Das Ministerium hat dabei "master-talk" überdies "technische Probleme" und "Mängel im Projektmanagement" vorgeworfen.
Siemens wiederum reagierte vor einigen Monaten mit einer Klagsdrohung in Höhe von 100 Mill. Euro. Der Technologiekonzern fordert von der Republik Schadenersatz. Derzeit herrscht über das Thema allerdings Schweigen.
Eine im Juli von der SPÖ an den Innenminister gerichtete Anfrage ließ Strasser unbeantwortet. Die Sozialdemokraten wollten wissen, ob er garantieren könne, dass Adonis wie geplant bis 2005 österreichweit in Betrieb geht und wie bei einem Nichteinhalten der Frist die Alternativkonzepte aussehen.
Das Innenministerium wollte über das Vorgehen beim 310 Mill. Euro-Projekt aber noch im September entscheiden. Nun war aus dem Strasser-Büro lediglich zu erfahren, dass "konstruktive Gespräche" mit den Blaulichtorganisationen laufen, wie es der Pressesprecher des Ministers, Johannes Rauch, gegenüber der "Wiener Zeitung" formulierte. Ein Zeitplan für die Gespräche ist vorerst keiner auferlegt - ebenso nicht für die Realisierung. Derzeit mangelt es an einem Vertragspartner - auch dieses Problem soll ein Ergebnis der Verhandlungen sein.