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Weiterbilden und Wassergymnastik

Von Claudia Peintner

Wirtschaft

Ältere Mitarbeiter brauchen eine neue Perspektive. | Kräuter sammeln statt Späne hobeln. | Wien.Der Job des Busfahrers ist ein ungesunder Beruf: viel sitzen, keine fixen Essenszeiten, ungeregelte Arbeitseinsätze. Beim Welser Busunternehmen Sabtours zählten bereits über 40 Prozent der Mitarbeiter zur Generation 50plus, elf Prozent waren unter 30 Jahre, als man zu überlegen begann: Was können wir tun, damit sich im Alter die Krankenstände nicht häufen und die Mitarbeiter gesund in Pension gehen?


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Die Antwort darauf gaben die 173 Busfahrer und Büroangestellten selbst. In Mitarbeitergesprächen unter dem Motto "Gesunder Dialog" wurde evaluiert: Was gefällt und was stört an der Arbeit? Und: Unter welchen Voraussetzungen können Sie sich vorstellen, bis 65 zu arbeiten? Mittlerweile sind vier Jahre vergangen.

"Wir haben heute einen Dienstplan light mit kürzeren Arbeitszeiten", sagt Gabriele Vockenhuber, Leiterin des öffentlichen Personennahverkehrs bei Sabtours. Auch Weiterbildung steht auf der Tagesordnung. Statt weiterhin Gäste ans Nordkap und an die Adria zu chauffieren, ließen sich Mitarbeiter etwa für die Büroarbeit als Fahrdienstleiter umschulen. Andere machten den Busführerschein nach und wechselten von der Werkstätte hinters Lenkrad des Schulbusses. Plötzlich gab es eine neue berufliche Perspektive.

Die Schrift größer, das Bild heller

"Mit dem Älterwerden fehlen in vielen Unternehmen die neuen Herausforderungen. Monotonie ist für den Erhalt der Arbeitsfähigkeit genauso schlecht wie körperliche Überforderung", sagt Irene Kloimüller. Die Beraterin von "Wert:Arbeit" leitet das österreichische Programm "Fit für die Zukunft - Arbeitsfähigkeit erhalten". Ohne Weiterbildung - bei altersgerechter Didaktik - und ohne neue Projekte bröckle die Motivation, so Kloimüller.

Spätestens im Jahr 2020 ist auf dem heimischen Arbeitsmarkt jeder Zweite älter als 50. Krankenstände vermeiden kann, wer früh auf die Gesundheit der Mitarbeiter schaut. Ein Handgriff und rasch sind die Schriftgröße am PC oder die Leuchtstärke des Bildschirms an das Bedürfnis des Benutzers angepasst. Schweres Heben über den Kopf, etwa in der Reinigungs- oder Autobranche, schadet den Schultern und sollte mit zunehmendem Alter vermieden werden.

Mit den Jahren werden die Menschen auch hitze- und kälteempfindlicher. Als Schutz gegen Wind und Kälte ließ etwa das oberösterreichische Busunternehmen an den Türen Plexiglasabschirmungen einbauen. "Einmal pro Woche wird den Mitarbeitern zudem Physiotherapie angeboten, um spätere Haltungsschäden zu vermeiden", erzählt Vockenhuber von Sabtours - einem von drei Unternehmen in Österreich, das mit dem Gütesiegel "Nestor Gold" prämiert ist (siehe Kasten).

Auch die Waldviertler Kräuterhandelsfirma Sonnentor ist zertifiziert. Von fast 145 Mitarbeitern sind 30 Prozent über 50. Viele haben ihren körperlich anstrengenden Beruf als Bauarbeiter, Monteur oder Tischler aufgegeben. Sie verarbeiten nun Salbei, Zitronenmelisse & Co zu Tee, Gewürzen und Aufstrich.

Den Stallgeruch an Junge weitergeben

Sonnentor-Chef Johannes Gutmann spricht von einer "Win-Win-Situation": "Ältere Mitarbeiter haben viel Geduld, die wir für die Einstellung unserer Maschinen brauchen." Weitere Eigenschaften, die ins Profil der Generation 50plus passen: Der Weitblick für das Lösen komplexer Aufgaben, die soziale Kompetenz für die Unterhaltung mit Kunden und Lieferanten. "Und es geht auch um den Stallgeruch, all das Wissen, das sie an junge Mitarbeiter weitergeben", so Gutmann.

Gütesiegel "Nestor Gold"

Der Nestor Gold ist ein Gütesiegel für altersgerechte Unternehmen, initiiert vom Österreichischen Sozialministerium. Im Rahmen des Zertifizierungsprozesses werden Maßnahmen für ein altersgerechtes Arbeitsumfeld erarbeitet und umgesetzt. Ziel ist es, auf die unterschiedlichen Potenziale und Bedürfnisse von Personen in verschiedenen Lebensphasen einzugehen. Die nächste Verleihung des Gütesiegels findet 2012 - dem EU-Jahr des Alterns - statt.

Infos unter www.nestor.at