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Lehrinhalt muss einen Bezug zum Beruf haben. | Geringfügiger Zuverdienst ist möglich. | Wien. Suchen Sie nach den richtigen Antworten auf die Wirtschaftskrise? Die Bildungskarenz ermöglicht Arbeitnehmern, sich bei bestehendem Arbeitsverhältnis zur Weiterbildung freistellen zu lassen.
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Diese Freistellung erfordert eine Vereinbarung zwischen Dienstgeber und Dienstnehmer. Der bildungswillige Arbeitnehmer hat jedoch keinen Rechtsanspruch auf Bildungskarenz.
Der Gesetzgeber hat den Zugang zur Bildungskarenz erleichtert. Seit 1.8.2009 bis 31.12.2011 ist die Bildungskarenz bereits nach einer ununterbrochenen Beschäftigungsdauer von 6 Monaten möglich, vorher galt eine Wartezeit von 12 Monaten. Die Mindestdauer der Bildungskarenz wurde von 3 auf 2 Monate gesenkt.
Das Aus- oder Weiterbildungsprogramm muss einen beruflichen Bezug aufweisen, eine Schulung in einer Freizeitbeschäftigung ohne beruflichen Konnex kann keine Bildungskarenz begründen. Die Teilnahme an einem oder an mehreren Bildungsprogrammen im Ausmaß von mindestens 20 Wochenstunden oder eine vergleichbare zeitliche Belastung muss dem Arbeitsmarktservice nachgewiesen werden. Die Inskription zu einem Studium an einer Universität oder einer Fachhochschule ist jedenfalls ausreichend, hier muss nach derzeitigem Informationsstand kein gesonderter Nachweis für Wochenstunden oder Lernzeiten vorgelegt werden. Der Antrag ist bei der jeweils zuständigen regionalen Geschäftsstelle (im Wohnbezirk) des AMS zu stellen.
Der Arbeitnehmer bekommt Weiterbildungsentgelt vom AMS in Höhe des Arbeitslosengeldes. Laut Informationen aus dem AMS beträgt das durchschnittliche Arbeitslosengeld etwa 750 Euro. Es kommt zu einer "Win-Win-Situation", da dem Dienstgeber aus der Bildungskarenz keine Kosten erwachsen.
Für die Dauer der Bildungskarenz zahlt das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit die Abfertigungsbeiträge an die zuständige betriebliche Mitarbeitervorsorgekasse.
Der Arbeitnehmer darf zusätzlich ein Gehalt in Höhe der Geringfügigkeitsgrenze von derzeit 357,74 Euro beziehen, und das vierzehnmal im Jahr. Der Arbeitnehmer qualifiziert sich in seiner Bildungskarenz, kassiert ein Weiterbildungsgeld vom AMS und erhält zusätzlich für ein paar Stunden Beschäftigung ein monatliches Gehalt in Höhe der Geringfügigkeitsgrenze von seinem Arbeitgeber.
Das soziale Netz
Bildungskarenz bedeutet die Unterbrechung eines bestehenden Arbeitsverhältnisses. Während der Bildungskarenz besteht die gesetzliche Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung. Nach Ablauf der Karenz kann der sodann noch höher qualifizierte Arbeitnehmer in sein Beschäftigungsverhältnis wieder eintreten. Im Detail zeigt sich der Gesetzgeber allerdings kleinlich, es besteht kein Anspruch auf Sonderzahlungen, und der Urlaubsanspruch wird anteilig gekürzt. Nach Verbrauch der maximalen Dauer der Bildungskarenz von 12 Monaten besteht frühestens wieder die Möglichkeit auf eine weitere Bildungskarenz nach vier Jahren.
Die Bildungskarenz kann die richtige Antwort auf eine prekäre Jobsituation sein - durch Qualifizierung verbessert sich die Position auf dem Arbeitsmarkt, auf eine geringe Auslastung im Betrieb wird mit einer Auszeit für Bildungskarenz geantwortet. Nach der Krise sollten sich Auslastung und Einkommen durch die Höherqualifizierung jedenfalls positiv auswirken.
Erich Wolf ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in Wien.