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Weitere Variante für Beschäftigung

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Mitte Juli stand Wirtschaftsminister Martin Bartenstein einem "Kombilohn-Modell", wie es die Wirtschaftskammer fordert, kritisch gegenüber. Nun schwenkte Bartenstein um: 210.895 registrierte Arbeitslose im Juli - ein Anstieg von 5% gegenüber dem Vorjahr - das sei "absolut unerfreulich". In der Zahl nicht enthalten sind Pensionsvorschussbezieher, in Schulung befindliche Jobsuchende, arbeitslose Maturanten und Akademiker oder Lehrstellensuchende. Das geplante Modell soll mehr Menschen in Beschäftigungsverhältnisse bringen.


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Bisher war ein Großteil des AMS-Budgets der Auszahlung des Arbeitslosengeldes vorbehalten. Ein kleiner Teil ging in Schulungen und förderte die "Wiedereingliederung". Unternehmen, die einen Job zu besetzen hatten, diesen aber aus unterschiedlichen Gründen nicht vollständig entlohnen wollten, handelten mit dem AMS die Höhe der Eingliederungsbeihilfe aus. Künftig könnten mehr Budgetmittel für Lohnstützungen frei gemacht werden.

Festgelegter Anteil

Welche Summe das AMS beizusteuern hat, wäre per Gesetz verankert. Derzeit arbeitet das Wirtschaftsministerium das "Kombilohn-Modell" aus, im Herbst soll es im Rahmen eines Beschäftigungspakets präsentiert werden. Dieses werde "sicherlich nicht einige Millionen Euro, sondern deutlich mehr" umfassen, sagte Bartenstein gegenüber der "Kronen Zeitung". Für ein Gesamteinkommen von 1.000 Euro brutto könnten Aktivbezug und Arbeitslosengeld kombiniert werden, erläutert Johannes Kopf, der im Kabinett des Wirtschaftsministers für Arbeitsmarkt zuständig ist, gegenüber der "Wiener Zeitung": "Zusätzlich zum Lohn würde der Betroffene einen Teil des Arbeitslosengeldes beziehen. Das wäre ein Anreiz, auch einen niedriger entlohnten Job anzunehmen." Vor allem ältere Arbeitslose sollen davon profitieren.

Die Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) kritisiert das angedachte "Kombilohn-Modell". Dieses sei nach Ansicht von AKNÖ-Präsident Josef Staudinger eine "Unternehmenssubvention", die kaum zusätzliche Arbeitsplätze schaffe. Staudinger fordert längerfristige Schulungen für Arbeitslose mit niedriger Ausbildung sowie mehr Kinderbetreuungsplätze.

Neben den Eingliederungsbeihilfen bietet das AMS Schulungen an: Wer nach drei Monaten Arbeitslosigkeit immer noch keinen Job hat, kann sich auf AMS-Kosten weiterbilden. Das Arbeitslosengeld gibt es weiterhin - sofern der Kurs besucht wird. Als "arbeitslos" scheint man in der Statistik aber nicht mehr auf, da "man in Schulung ist und deshalb nicht mehr sofort dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht", erläutert Beate Sprenger, AMS-Pressesprecherin.

Schulbank drücken für Job

Welche Schulungen angeboten werden, entscheidet jede AMS-Landesgeschäftsstelle selbst. Das gewünschte Kursangebot wird ausgeschrieben, der Bestbieter erhält laut AMS den Zuschlag. AMS-Berater und Arbeitssuchender würden gemeinsam einen Kurs, der im Schnitt drei Monate dauert, auswählen, sagt Sprenger. "Dabei hat man auf jeden Fall ein Mitspracherecht", reagiert sie auf kritische Stimmen. Oft wird bemängelt, dass Bewerbungsprofis sich anhören müssten, wie ein Lebenslauf verfasst wird, viele andere würden wahllos in Computerkurse gesteckt. "Bei der Menge an Arbeitslosen können nicht alle zufrieden sein", sagt Sprenger dazu. Etwa 70% der Schulungsteilnehmer würden aber während des Kurses oder in den drei darauf folgenden Monaten einen Arbeitsplatz finden.