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Weiterer Anstieg der Problemkredite

Von Stefan Melichar

Wirtschaft
Trotz Zweifel der EU-Kommission am Restrukturierungsplan will Gottwald Kranebitter an seiner Strategie festhalten. Foto: Pessenlehner

Kranebitter treibt Sanierungskurs voran. | Österreichische Banken haben bereits Interesse an Töchtern angemeldet. | "Wiener Zeitung": Es hat gerade die ersten Festnahmen in der Causa Hypo gegeben. Wie beurteilen Sie dies aus Sicht der Bank?


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Gottwald Kranebitter: Das ist Sache der Gerichte. Für die Bank ist die Aufarbeitung der Vergangenheit wichtig, wir unterstützen die Behörden dabei voll.

Sie haben angekündigt, Schadenersatzansprüche geltend machen zu wollen. Ist das nun in greifbare Nähe gerückt?

Die strafrechtliche Aufarbeitung unterstützt die Durchsetzbarkeit zivilrechtlicher Ansprüche. Die Bank und ihr Eigentümer wollen das Geld, das der Bank zu Unrecht entzogen wurde, wieder zurückholen.

Die Kärntner Hypo ist seit etwas mehr als einem halben Jahr verstaatlicht, Sie sind seit April Vorstandsvorsitzender. Was tun Sie, um die Bank wieder auf Kurs zu bringen?

Wir müssen das bestehende Kreditportfolio sorgsam verwalten, damit wir kein weiteres Geld verlieren. Die Mannschaft ist auf Zukunft, Abläufe im Unternehmen sind klar auf die Neuordnung ausgerichtet. Im Neugeschäft werden keine - über das normale Maß im Bankgeschäft hinausgehenden - Risiken mehr eingegangen. Darüber hinaus starten wir den Abbau von Geschäftsfeldern, die außerhalb unserer Strategie liegen. Das geschieht in einer Weise, die Vermögensverschleuderung ausschließt.

Gibt es in jenen Ländern, aus denen sich die Hypo bis spätestens 2014 zurückziehen wird, bereits zum jetzigen Zeitpunkt kein Neugeschäft mehr?

Geographisch betrachtet, werden wir uns aus Deutschland, Bulgarien, Mazedonien, Ungarn, Montenegro, der Ukraine und Italien zurückziehen. Der Rückzug aus Italien und aus Montenegro ist vor dem Hintergrund der erwarteten EU-Auflagen zu sehen. Signifikantes Neugeschäft gibt es lediglich in Italien.

Bedeutet das, dass die anderen Auslandstöchter nicht verkauft, sondern nach und nach einfach stillgelegt werden?

Wir halten uns in allen Fällen beide Optionen offen: einen Verkauf oder ein schonendes Auslaufen des bestehenden Kreditgeschäftes.

Gibt es denn bereits Kaufinteressenten?

Es gibt Interessenten, die erzielbaren Kaufpreise sind jedoch aufgrund der aktuellen Marktverhältnisse so, dass wir auf ein besseres Zeitfenster warten.

Sind auch österreichische Banken unter den Interessenten?

Ja, es sind auch österreichische Banken darunter. Neben Banken sind auch Leasing-Unternehmen und Finanzinvestoren interessiert.

Das Volumen der Problemkredite der Hypo wurde mit einem Fünftel des Gesamtportfolios beziffert. Wird es dabei bleiben?

Wir sehen 2010 erwartungsgemäß noch einmal einen deutlichen Zuwachs an Problemkrediten - unter anderem wegen Insolvenzen und der hohen Arbeitslosigkeit in der Region. Wir glauben, dass wir Ende des Jahres einen Stand erreicht haben, von dem aus wir eine Verbesserung erwarten.

Wie ist das erste Halbjahr insgesamt gelaufen?

Im operativen Normalgeschäft - also bei Zinsen und Provisionen - sind wir auf Linie. Sondereffekte betreffen vor allem den Risiko-Bereich. Wir sind angetreten, um reinen Tisch zu machen. Wir haben daher das Kreditportfolio und andere Assets genau durchleuchtet. Bei den Risikovorsorgen erwarten wir für das Jahresende ein Niveau, das uns eine gute Ausgangsposition für eine mittelfristige Normalisierung ermöglicht.

Wie war die Entwicklung bei den Einlagen? Im vergangenen Jahr haben die Hypo-Kunden ja rund um die Verstaatlichung etwa eine Milliarde Euro abgezogen.

Das Wichtigste war, den Abfluss zu stoppen. Das ist quer durch die Region gelungen. Nun geht es darum, in eine Aufbausituation zu kommen, wobei wir einen klaren Aufwärtstrend sehen. In Österreich hat es 2009 den größten Abbau gegeben. Auch hier ist es gelungen, Stabilität zu erreichen.

Wird die Hypo ohne weiteres Kapital vom Steuerzahler auskommen?

Davon gehen wir heute aus.

Die EU-Kommission muss wegen der Staatshilfen noch dem Umstrukturierungsplan der Bank zustimmen - zuletzt hat sie sich jedoch skeptisch gezeigt. Haben Sie das Konzept schon überarbeitet?

Wir sind in einem intensiven Dialog und arbeiten gerade den Fragenkatalog der EU-Kommission ab. Wir halten an der Grundstrategie fest, dass die Hypo künftig in fünf Ländern tätig ist und ihre Zentrale in Österreich hat. Es ist festgelegt, dass wir uns von wesentlichen Teilportfolien trennen. Ich bin überzeugt, dass diese Strategie die richtige ist.

Den Verkauf des Schlosshotels Velden haben Sie neu starten müssen - ein Warnschuss, dass der Abbau derartiger Engagements problematisch werden könnte?

Wir stehen in manchen Fällen vor der Wahl, Kredite kurzfristig zu bereinigen und dabei Verluste in Kauf zu nehmen - oder auf die Erholung des Marktes zu warten. Wir schauen uns jedes Projekt genau an und entscheiden dann von Fall zu Fall. Der Neustart bei Velden hat uns zahlreiche zusätzliche Interessenten gebracht. Was unsere starke Risikokonzentration bei Immobilien und im Tourismusbereich anbelangt, gibt es jedenfalls eine klare Abbau-Strategie. Wir sind eine Bank und kein Immobilienfonds.

Sie starten demnächst den Verkauf von 14 Immobilien-Beteiligungen im In- und Ausland. Bleibt die Hypo-Zentrale in Klagenfurt im Eigentum der Bank?

Ein Verkauf der Zentrale steht derzeit nicht zur Diskussion.