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Ausländische Investoren ziehen ihre Kapitalreserven aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa ab.
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Über viele Jahre galten vor allem die osteuropäischen Länder als hoffnungsvolle Boomstaaten für Investoren. Die Finanzkrise hat bei vielen Dellen in der Wachstumskurve hinterlassen. Nur bedingt holen sich diese langsam das Vertrauen wieder zurück. Insgesamt sind die Ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Mittel-, Ost- und Südosteuropa im Jahr 2013 gefallen. Das geht aus einem Bericht des Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) hervor. Im letzten Quartal des Jahres hat das Wirtschaftswachstum in den meisten EU-Ländern zwar wieder eingesetzt, insgesamt stiegen ihre Investitionsströme um sechs Prozent. Doch einige Hauptinvestoren, darunter Deutschland und Österreich, zogen sich aus der Region zurück.
Rückgang bei neuen EU-Ländern, Plus für GUS-Staaten
Das größte Minus verzeichnen die elf neuen EU-Mitgliedsstaaten (NMS). Hier fielen die FDI-Zuflüsse um 65 Prozent. Deutlich mehr ging an die fünf wichtigsten GUS-Länder. In Belarus, Kasachstan, Moldau, Russland und die Ukraine wurden 26 Prozent mehr investiert als 2012. Südosteuropa verbucht gegenüber 2012 ein Plus von zwei Prozent. An Zuflüssen gewonnen haben auch Rumänien und Bulgarien. Tschechien und Ungarn fielen nach sehr hohen Werten in den Vorjahren auf Durchschnittsniveau.
Alarmierend ist der Rückgang in der Slowakei und in Polen. Als Grund dafür werden Kreditabflüsse und die Umstrukturierung von Vermögenswerten genannt: Ein Großteil der FDI wurde flüssig gemacht und in die Herkunftsländer zurückgeführt.
Ein Spezialfall ist Russland, das sich durch sogenanntes "round-tripping" Kapital auszeichnet: Russland erhielt 2013 zwar mehr Zufluss als 2012, aber die Abflüsse stiegen noch stärker an. Das Ergebnis: Ein negatives Netto-FDI von minus 11,7 Milliarden Euro. Auch die Greenfield-Aktivitäten (Neugründungen von Unternehmen) sanken - allerdings setzte dieser Trend bereits vor dem Konflikt mit der Ukraine ein.
Verlagerung nach Asien und Amerika
Mit der Ausnahme von Rumänien und Kroatien hat Österreich seine Investments in den Neuen Mitgliedsstaaten zurückgeschraubt und seine Direktinvestitionen in die dynamischeren Märkte Asiens und Amerikas verlagert. Österreich bleibt aber, hinter den Niederlanden und Deutschland, unter den Top drei der ausländischen Investoren.
Seine führende Position beibehalten hat Österreich bei Investments in Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina sowie in Serbien. In Bulgarien und in der Slowakei belegt Österreich den zweiten, in Tschechien den dritten und in Ungarn den vierten Platz. Und in Albanien und Mazedonien investieren nur Griechenland beziehungsweise die Niederlande mehr. Letztere sind auch in der Türkei Hauptinvestor. Österreich und Deutschland teilen sich dort mit je neun Prozent am FDI-Bestand Platz zwei.
Für das laufende Jahr prognostiziert das WIIW einen Aufschwung der FDI in den Neuen Mitgliedsstaaten - ausgenommen der baltischen Staaten und Bulgarien. Für Südosteuropa werden keine wesentlichen Veränderungen erwartet, Russland wird auf das Niveau von 2010 zurückfallen. Für 2014 sind laut WIIW-Bericht zwei Hauptfaktoren ausschlaggebend: Günstig für FDI ist das Wirtschaftswachstum in der EU, allen voran das in den Neuen Mitgliedsstaaten. Ungünstig wirkt der Ukraine-Konflikt - er hemmt die Wirtschaft und erhöht das Risiko für Investoren. Insgesamt wird der FDI-Zufluss weit hinter jenem vor der Krise bleiben.