Zweitgrößter Energieversorger der Welt wird gebildet. | Soll Suez-Übernahme durch Italiens Enel verhindern. | Wenige Tage nach E.ON-Angebot für Endesa. | Wien/Paris. In Europas Energiesektor häufen sich die großen Übernahmen und Fusionen. Erst letzte Woche hat der deutsche E.ON-Konzern ein Übernahmeangebot in der Höhe von 29,1 Mrd. Euro für den spanischen Energieversorger Endesa abgegeben (siehe auch nebenstehenden Artikel). Durch die Transaktion entstünde der größte Strom- und Gasversorger der Welt.
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Am Wochenende wurde klar, das die Bildung der neuen Nummer 2 nicht lange auf sich warten lässt. Der private französische Wasser- und Energiekonzern Suez SA und der mehrheitlich im Besitz des französischen Staates befindliche Gasversorger Gaz de France wollen ebenfalls fusionieren. Die Vorstände der beiden Unternehmen stimmten am Montag der geplanten Fusion zu. Technisch soll sie so vor sich gehen, dass Suez zunächst eine Sonderdividende von 1,25 Mrd. Euro an seine Aktionäre ausschüttet. Danach findet ein Aktientausch im Verhältnis 1:1 statt. Rein rechnerisch ergibt sich so ein Transaktionswert von 33,3 Mrd. Euro. Die Fusion schafft ein Unternehmen mit 214 Millionen Wasser-, Gas-, und Stromkunden auf vier Kontinenten.
Italien verschnupft
Auch die Regierungen Belgiens und Frankreichs machen sich für die Fusion stark. Suez mit Sitz in Paris ist über die Tochter Electrabel der größte Stromversorger Belgiens. Offensichtlich wollten beide Länder verhindern, dass der italienische Stromkonzern Enel Suez übernimmt. Enel hatte erst vor ein paar Tagen öffentlich Überlegungen präsentiert, Electrabel zu kaufen zur Not auch über den Umweg einer Übernahme des Mutterkonzernes. Italienische Medien berichten, dass Frankreichs Außenminister Dominique de Villepin nach der öffentlichen Interessensbekundung der Enel den italienischen Premierminister Silvio Berlusconi telefonisch kontaktiert hat. Dem Vernehmen nach teilte de Villepin Berlusconi mit, dass die französische Regierung ein Enel-Angebot für Suez als "Angriff auf Frankreich" betrachten würde. Der italienische Industrieminister Scajola sagte daraufhin aus Protest ein geplantes Treffen mit seinem französischen Amtskollegen Loos ab.
Damit Suez und Gaz de France fusionieren können, muss Frankreichs Parlament eine Gesetzesänderung beschließen. Derzeit hält der Staat 80 Prozent an Gaz de France. Laut Gesetz darf eine Schwelle von 70 Prozent nicht unterschritten werden. Am neuen Unternehmen würde Frankreich aber nur mehr knapp unter 40 Prozent halten. Die Gewerkschaft CGT ist deshalb gegen die Fusion.
Die EU-Kommission will sich vorerst zum Fusionsvorhaben nicht äußern.