In Griechenland haben sich den dritten Tag in Folge tausende Demonstranten heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Die zumeist jugendlichen Regierungsgegner beherrschten in der Nacht auf Dienstag stundenlang das Stadtzentrum von Athen. Auch in zahlreichen anderen Städten kam es zu Unruhen.
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Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen Jugendlichen am Samstag griffen linksgerichtete Demonstranten erneut Polizeibeamte mit Brandsätzen an und legten in zahlreichen Geschäften Feuer.
Entlang der drei großen Einkaufsstraßen brannten nahezu alle Geschäfte. Auf dem Syntagma-Platz in Athen ging der riesige Weihnachtsbaum in Flammen auf. Einige Demonstranten stellten sich vor den brennenden Baum und sangen die griechische Fassung von "Oh Tannenbaum". Das vierstöckige Gebäude der Fluglinie Olympic Airways brannte komplett aus, ebenso ein Bankgebäude und mehrere Dutzend Geschäfte. Insgesamt zählte die Feuerwehr 200 Brände in der Innenstadt, davon mindestens die Hälfte in Gebäuden.
Die Proteste erstreckten sich über 10 Städte im ganzen Griechenland. Auch in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki und auf den Ferieninseln Korfu und Kreta kam es zu Ausschreitungen. Im nordgriechischen Thessaloniki wurden am Montagabend rund 100 Geschäfte geplündert.
In der britischen Hauptstadt London wurden fünf Demonstranten festgenommen, die vor der griechischen Botschaft gegen den Tod des 15-Jährigen protestiert hatten. Bei Protesten vor der griechischen Botschaft in der zypriotischen Hauptstadt Nikosia wurden nach Polizeiangaben zwei Demonstranten verhaftet.
Der 37 Jahre alte Polizist, der am Samstagabend den tödlichen Schuss auf den Schüler abgegeben haben soll, will nur Warnschüsse abgefeuert haben. Der Jugendliche sei von einem Querschläger getroffen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Polizisten Totschlag vor. Eine Obduktion brachte am Montag keine Klarheit in den Fall.
Die Wut über den Tod des 15-Jährigen mischte sich mit Ärger über die schlechte wirtschaftliche Lage. Die unbeliebte konservativen Regierung gerät mit den Protesten immer mehr unter Druck. "Wir erfahren Momente einer großen sozialen Revolution", sagte der Linksaktivist Panagiotis Sotiris, der mit anderen ein Gebäude der Universität in Athen besetzt hielt. "Die Proteste werden so lange fortgesetzt, wie es nötig ist."
(Reuters, APA)