Bawag-Vorstand war rechte Hand Elsners und gilt als SPÖ-Verbindungsmann. | Wien. Schon 1995 musste sich Bawag-Vorstand Herbert Legradi mit den dubiosen Karibik-Geschäften von Walter Flöttls Sohn Wolfgang der Gewerkschaftsbank herumschlagen. Damals allerdings als Pressesprecher.
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Mitte 1995 fand nämlich bei der Bawag eine Betriebsprüfung statt, die vom Magazin Wirtschaftswoche in Zusammenhang mit den Spekulationsgeschäften gebracht wurde. Einen solchen gab es aber laut Legradi nicht. Auch verwehrte er sich gegen Vorwürfe von Gesetzwidrigkeiten, davon könne keine Rede sein: "Sämtliche aus diesen Veranlagungen erzielten Gewinne wurden in den Steuererklärungen ordnungsgemäß berücksichtigt."
Herbert Legradi wird von Bawag-Weggefährten attestiert, dass er immer in die Geschäftspolitik eingeweiht war. Er war die rechte Hand von Ex-Bawag-Chef Walter Flöttl und wurde danach zum Generalsekretär von dessen Nachfolger Helmut Elsner. Unter dessen Amtszeit wurde er zum Marketingchef. Nach der Übernahme der PSK durch die Bawag stieg er Ende 2000 zum PSK-Vorstand auf.
Wichtige Nebenrolle
Seitens der Finanzmarktaufsicht (FMA) spielte Legradi eine wichtige Nebenrolle. Im Visier der Ermittler ist er noch nicht, da er zum fragwürdigen Zeitpunkt (Ende 2000) als der 1,3-Milliarden-Euro-Verlust der Karibik-Geschäfte offenbar wurde und der ÖGB mit dem Streikfonds haftend einspringen musste, noch nicht Vorstand war. Sollten sich jedoch Unterlagen finden, dass er von den fragwürdigen Vorgängen gewusst hätte oder gar involviert gewesen sei, bekommt auch er Probleme, erklärt der FMA-Sprecher auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Seit der Fusion von Bawag und PSK im Oktober des Vorjahres ist Legradi einer von acht Bawag-Vorständen und für Privatkunden zuständig.
Legradi hat jedoch nicht nur in der Bawag eine wichtige Position. Er ist auch Mitglied der SPÖ und gilt als Mittelsmann der Bank zur Partei. Ihm wird ein besonders enges Verhältnis zu SPÖ-Finanzsprecher Christoph Matznetter nachgesagt. So sei es unter anderem seinem Einsatz zu verdanken gewesen, dass die Parteifinanzen zügig saniert werden konnten. Bis vor kurzem saß der Banker auch im ARBÖ-Präsidium.
Unter Mitarbeitern genießt er allerdings keinen allzu guten Ruf. Er sei meist unnahbar und arrogant, heißt es. Mancher registriert auch mit Unmut, dass Legradis Frau Ingrid Pongratz als stellvertretende Leiterin der Bawag-Beteiligungen ebenfalls in wichtiger strategischer Position sitzt. Sie gilt als enge Vertraute ihrer Chefin Ingrid Winter-Reumann, die Direktorin in drei Liechtensteinschen Finanzkonstruktionen ist, welche die umstrittenen PIPE-Deals (Private Investment in Public Equity) abgewickelt haben.
Der neue ÖGB-Chef Rudolf Hundsdorfer will sich über den Verbleib Legradis in der Bank nicht äußern. Er verweist auf Bawag-Chef Ewald Nowotny, der die Entscheidung zu treffen habe.
Die Bawag hat indes andere Sorgen. Sie ist auf Kundenfang und bietet ihren Kunden derzeit hervorragende Konditionen.