Endlich hat sich der Winter verabschiedet, doch was die geschmolzenen Schneemassen vor Ihrer Terrassentür freigeben, löst leises Unbehagen bei Ihnen aus? Höchste Zeit zu überlegen, wie man aus seinem Garten wieder ein kleines Paradies machen kann.
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Kaum ein Gartenbesitzer lässt in seinem grünen Refugium alles wachsen und gedeihen, wie es Mutter Natur gefällt. Da wird eifrig gepflanzt, gesät und geschnitten - um am Ende oftmals festzustellen, dass das Ergebnis nicht so ist, wie man es erwartet hat. Bevor man also seinen grünen Daumen unter Beweis stellen kann, braucht man unbedingt einen Plan, wohin welche Pflanze kommen soll. Und um einen solchen Plan machen zu können, muss man überhaupt erst einmal wissen, welche Bedürfnisse der Garten erfüllen und in welchem Stil er gehalten sein soll. Welcher Gartentyp sind Sie also?
Zwei Konzepte, viele Varianten. Grundsätzlich wird auch heute noch nach zwei klassischen Grundtypen unterschieden: der architektonische Garten im Stil italienischer und französischer Gärten mit geometrischen Formen und formaler Gestaltung und der Landschaftsgarten im Stil des englischen Gartens, der nach dem Vorbild der Natur gestaltet wird. Diese zwei Stile haben bis heute Gültigkeit, wenn sie auch erweitert und variiert wurden.
Bei Frank Timmermann von Grünbau Jakel steht zwar grundsätzlich die Individualität im Vordergrund, zur leichteren Orientierung hat er für seine Kunden aber drei Grundtypen entwickelt: Design, Klassik und Modern. "Unser Fokus liegt nicht auf einem Stil, Eintönigkeit ist längst überholt", meint der Gartenarchitekt. Und der Wunsch des Kunden ist natürlich oberste Maxime. Da ist ihm übrigens der am liebsten, der schon mit zumindest vagen Vorstellungen kommt: "Ich kann dann die tatsächlichen Prioritäten feststellen und gemeinsam mit ihm eine bestmögliche Vereinbarkeit all seiner Wünsche finden", schätzt Timmermann den Dialog.
Die Stilmerkmale des Jakelschen Designgartens sind eine klare Struktur und eine geometrische Linienführung, unkonventionelle Ideen, ein reduzierter Einsatz von Pflanzen, Farben und Formen sowie die akzentuierende Verwendung von Wasser und Feuer. Den Klassik-Garten dient als Rückzugsort mit harmonisch aufeinander abgestimmten Farben und Materialien sowie klassischen Pflanzen und üppigen Blüten. Der moderne Garten hingegen ist bestimmt von einer spannenden Architektur, die in Beziehung zu der des Hauses steht. Die zeitgemäße Wohnlichkeit wird unterstrichen durch charaktervolle Pflanzen in modernen Gefäßen und warme Holzflächen, die mit hochwertigem Naturstein gerahmt sind. In der Ausstattung finden sich sowohl Designklassiker als auch moderne Elemente.
Die Gärtner von Eden. Auch die Garten- und Landschaftsarchitekten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich unter der Dachmarke "Gärtner von Eden" vernetzt haben, haben ein Gartentypenkonzept entwickelt: Sie unterscheiden den De-
signfreund, den Genießer, den Ästheten und den Naturmenschen.
Der Garten für Designfreunde ist zeitlos schön und damit über alles Modische erhaben. Ihm ist eine gewisse Strenge eigen, die durch klare Grenzen, abgestimmte Farben und geometrische Formen kombiniert mit ungewöhnlichen Materialien, Edelpflanzen, Freiräumen und temporären Installationen entsteht. Beton steht in Kontrast zu weichen Rasenflächen, Edelstahl zu wertvollen Ziergehölzen. Wasser findet sich in schlichten Becken, die Sitzarrangements wirken dank der Materialien trotz ihrer Größe weder schwer noch wuchtig, ein Hauch von Luxus ist spürbar.
Im Garten für Genießer entfaltet sich eine farbenfrohe Blütenpracht: Staudenpflanzungen, Kräuterbüsche mit würzigem Aroma, mediterrane Kübelpflanzen auf der Terrasse, ein blühender Rosengarten und ein kleiner Pavillon sind charakteristische Merkmale dieses Gartentyps. Durch Hecken eingefasste Sichtachsen lenken den Blick auf Skulpturen, Wasser rinnt durch Rasenflächen in einen Teich - alles strahlt Behaglichkeit mit einem Touch Prestige aus.
Im Garten für Ästheten finden sich aufeinander abgestimmte Pflanzungen, große Bäume und eher gedeckte Farben kontrastieren mit hellen Kieselwegen. Die Beschränkung auf wenige Materialien lässt diesen Garten sehr ruhig wirken. Gerne werden Farne und Gräser verwendet, kleine versteckte Sitzplätze werden durch einen Brunnen weiter aufgewertet.
Der Garten für Naturfreunde zeichnet sich durch eine natürliche Landschaftssituation aus. Obstbäume, Kräuter, Beerensträucher und Blumeninseln bilden ein buntes Miteinander, vom Liegestuhl neben dem Teich kann man Libellen und Schmetterlinge beobachten. Natürliche Materialien wie Sand, Kies und Mulch, fließende Übergänge zwischen Beeten und Blumenwiese sowie Stein und Holz als gestalterisches Element schaffen Harmonie.
Aufwand und Pflege. Für welchen Typ man sich letztendlich auch entscheidet, zu bedenken ist jedenfalls der finanzielle Aufwand - und die Zeit, die dann in Folge für die Pflege des eigenen kleinen Paradieses aufzuwenden ist. Wer nicht gewillt ist, seinen Garten mehrmals wöchentlich oder gar täglich zu pflegen, sollte auf einen üppig-romantischen Garten mit vielen Blühpflanzen verzichten und sich eher für einen pflegeleichten Rasen und wenige Pflanzen entscheiden. Soll es ein moderner Garten mit akkuraten Schnitten und klaren Linien sein, müssen Bäume, Sträucher und Hecken regelmäßig geschnitten werden, damit die Formen erhalten bleiben. Doch wer einmal seinen Traumgarten gefunden hat, für den ist jeglicher Aufwand sowieso keine Arbeit, sondern Entspannung und pures Vergnügen.
www.gaertner-von-eden.de, www.jakel.at
Buchtipp
Ganz nach ihren eigenen Vorgaben der Gartentypen gestalten die "Gärtner von Eden" natürlich auch grüne Oasen. Die schönsten 101 Gärten in Deutschland, Österreich und der Schweiz kann man jetzt besuchen - zumindest über Bilder, Skizzen und Texte. "101 Traumgärten" macht Sehnsucht nach einem eigenen Garten (soferne man keinen hat), nach Planen, Umgraben, Pflanzen und - Genießen. Schmökert man immer wieder gerne durch!
"101 Traumgärten", Callwey Verlag,
ISBN 978-3-7667-1832-7, 61,70 Euro