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Welches Dunkel braucht hier Licht?

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

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"Heast, Schoasch, Du stehst auf an Behindertenparkplatz." - "Wuascht, i spend eh bei ‚Licht ins Dunkel‘."

Das umreißt so ungefähr, weshalb Menschen mit Behinderung und ihre Interessenvertretungen die Abschaffung der ORF-Spendengala fordern. Sie sehen sich als Bittsteller und damit entwürdigend dargestellt. Pius Strobl, Chef des Humanitarian Broadcasting im ORF, will die Sendung jedoch nicht neu konzipieren. Zumal die erheblichen Summen durchaus Menschen mit besonderen Bedürfnissen zugutekommen.

Nun ist es so, dass im angloamerikanischen Raum oft Menschen mit besonderen Bedürfnissen auf Spendenseiten ihre Ziele bekanntgeben und sich einen wendigerer Rollstuhl oder einen Wohnungsumbau als Crowdfunding organisieren. Aber das fühlt sich anders an: Der Betroffene agiert selbst, er ist nicht das Objekt weihnachtlicher Herzenserweichung.

Diese weihnachtliche Herzenserweichung ist das eigentliche "Licht ins Dunkel"-Problem. Nicht nur sollten eher die Barrieren dargestellt und ein Bewusstsein für den Umgang mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen geschaffen werden, es sollte auch endlich echte Inklusion stattfinden. Gerade der ORF könnte ein Vorreiter sein: Nichts, absolut nichts spricht etwa gegen Nachrichtenmoderatorinnen oder -moderatoren mit Behinderung. Denn eine Behinderung ist kein "Dunkel", in das man ein eurogesättigtes Adventlichtlein bringen mag, sondern eine Herausforderung, der sich die Gesellschaft stellen muss.