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Das Bild, das die österreichische Politik derzeit abgibt, lässt sich in einer Frage zusammenfassen: Welches Rechts hätten Sie denn gerne?
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Da hätten wir das "klassische" Rechts - jenes der FPÖ. Dieses "klassisch" ist hart erarbeitet. In Jahrzehnten wurde es erkämpft. Beinhart. Das ist ja hinlänglich bekannt. Und doch ist da etwas anders geworden. Heute wirken selbst die härtesten Ausfälle seltsam schal in einer Öffentlichkeit, wo sich Verwandtes und Ähnliches drängelt.
Sie nehmen sich schal aus - etwa neben dem unübertroffenen Sound des Außenministers - vom "NGO-Wahnsinn" bis hin zu seinen Vorschlägen, Flüchtlinge auf Inseln zu internieren. Äußerungen, wo er das ganze Gewicht seiner Jugend aufbietet, um das Label "klassisch" rechts zurückzuerobern. Denn niemand ist bekanntlich klassischer als die ÖVP mit ihrem geradezu natürlichen Anspruch auf Klassik.
Der NGO-Sager war dann aber doch so heftig, dass der Bundespräsident ausrücken musste, um die Wogen zu glätten.
Nein, das ist heute keine Satire. Denn Satire wäre Überspitzung. Das aber ist nur jene Realität, deren satirische Verfasstheit Antonio Fian seit Jahren kenntlich macht, indem er die Texte seiner Dramolette ausschließlich aus Tatsachen, aus tatsächlichen Äußerungen bezieht.
Und dann ist da neuerdings noch ein drittes Rechts. Eines, das auf die "Klassik" ganz verzichtet, ist das doch nicht seine vorgezeichnete Bahn, nicht seine "natürliche" Grundlage, sondern vielmehr die Überholspur, auf der es überraschend auftaucht. Dort, wo einen niemand erwartet hätte.
Niemand? "Ach die Sozialdemokratie", meinte Robert Menasse kürzlich in einem Interview. Ist der Kanzler aus freien Stücken da - oder getrieben vom Innenminister und dessen von keinem Zweifel angekränkelten Brachialvorgehen? Den, den Innenminister, sollte man übrigens in der Aufzählung nicht vergessen: Er ist das Rechts mit unfreundlichem Antlitz. Eine Sondernummer im Angebot. Der Kanzler aber, mit seinem freundlichen Antlitz, der ist seit Wochen auf dieser Spur.
Da war das Versammlungsgesetz (wo zwar manche Härten vermieden wurden, andere aber nicht). Dann der Beschäftigungsbonus für Österreicher. Und nun das Relocation-Programm für Flüchtlinge. Ist der Kanzler dem Innenminister da sehenden Auges in die Falle gelaufen? Strategisch jedenfalls war dies ein doppelter Flop.
Nun ist Bundeskanzler Christian Kern derjenige, der die europäische Solidarität aufkündigen muss. Selbst wenn er jetzt den gesichtsschonenden "Ausweg" einer "flexiblen Solidarität" gefunden hat - eine Art buchhalterischer Solidarität, wo bereits erbrachte Leistungen verrechnet werden. Selbst damit bleibt er aber derjenige, der es ablehnt, 50 Jugendliche aus Italien zu übernehmen.
Wie leicht hätte man die Falle verkehren können! Wie leicht hätte man 50 Kindern helfen und gleichzeitig schöne Bilder produzieren können. Wer möchte Kinder abweisen? Stattdessen wird aber die Stimmung, die dort, wo Flüchtlinge sind, Notstand sieht, befördert. Diese rechte Stimmung wird nicht einfach bedient, sie wird vielmehr befeuert.
Wir aber, das Publikum, werden zu Inuits der Politik: Wir lernen, noch die feinsten Nuancen von Rechts zu unterscheiden.

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