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Welches WIR?

Von Luiza Puiu

Politik
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Die aktuelle ORF-Kampagne schrammt an der Realität vorbei.
© ORF

Die aktuelle ORF-Kampage "ORF WIE WIR" schrammt an der Realität vorbei.


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Normalbürger und ORF-Stars wie die Moderatoren Armin Wolf oder Barbarba Rett, lächeln uns seit einigen Wochen bei Busstationen und von Plakatwänden entgegen. Der ORF sei "wie wir", so die einfache Botschaft der neuen Werbekampagne, transportiert durch die Vorführung dessen wie Österreich angeblich aussieht.

Die auf den Fotos gezeigten Menschen sind strahlend, glücklich und hübsch, gesund, entspannt und jung. Sie tragen einfache Namen wie "Lisa", "Julia", "Karin", "Peter", "Georg" oder "Walter". Sie stehen draußen in der frühlingshaft strahlenden Sonne, weit weg von Fernseher oder Arbeit. Wie wir?

Keiner Person sieht man einen Migrationshintergrund an, kein einziger Mensch hat einen Namen den er buchstabieren müsste. Kein Gesicht hat eine dunklere Hautfarbe, keine Kopfbedeckung ist zu sehen. Auch Personen mit gesundheitlichen Problemen werden nicht dargestellt. Nicht einmal Anzeichen von Müdigkeit oder Übergewicht sind zu erkennen. Nur zwei der 24 porträtierten Personen sind Senioren. Dabei spiegelt diese Zusammensetzung nicht im Geringsten die soziale Struktur Österreichs wider.

Laut dem Sender steht die Kampagne für "Vielfalt, Nähe, Heimat, für Österreich und Gemeinschaft." Sie verspricht ein "modernes Heimatgefühl und richtet sich an alle Österreicherinnen und Österreicher".

Nun, wenn das so sein soll, lieber ORF, müsstest du wissen, dass WIR da draußen nicht nur österreichische Staatsbürger sind. Unabhängig von dem, heißen wir auch mal Luminia, Szilard, Fathim oder Mohammed. Wir tragen ausländische Namen und auch mal Kopftuch, Turban oder Kippa. Einige von uns haben andere Hautfarben oder sitzen in einem Rollstuhl. Wir sind auch mal zu dick oder zu dünn. Das alles hindert uns aber nicht daran fernzuschauen oder Radio zu hören.

Für die bildhübschen Karins und Walters bedeutet es wohl nicht viel, ihre Namen auf den Plakaten zu lesen. Sie kennen den ORF schon lang genug. Doch bei Amir, Memet, Javier hätte der ORF mit der Kampagne Unmengen an Sympathie gewinnen können. Ihnen hätte man endlich vermittelt, dass sie auch dazugehören, sie sichtbar und auch Willkommen sind. Auch umgekehrt, hätte man der restlichen österreichischen Gesellschaft signalisiert, dass Migranten und Migrantinnen Teil der Gemeinschaft sind. Denn die ORF Kampagne mag "nur" Werbung sein, ist aber wirkungsvoll genug um unbewusst das kollektive Bild zu prägen, wie die österreichische Gesellschaft aussieht - oder auszusehen hat. Und so wie der ORF uns zeigt sind WIR nun mal nicht alle.