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"Wellness-Experten" sehr gesucht

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Der österreichische Tourismus floriert, allen voran der Spa- und Wellness-Bereich. Der moderne Gast ist bereit, viel auszugeben, erwartet aber individuelle Betreuung, trendige Angebote und beste Qualität. Hohe Ansprüche, die nur Tourismusbetriebe mit zeitgemäß geschulten MitarbeiterInnen erfüllen können. Österreichs Parade-Wellness-Anbieter, die Rogner-Gruppe, hat dafür die "Rogner Akademie" gegründet.


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Der Spa- und Wellness-Gast hat zumeist nur wenig Zeit. Der Stress in seinem Job ist groß, der Urlaub, den er sich nimmt oder zu nehmen wagt, wird immer kürzer.

In gleichem Maß steigt sein Qualitätsanspruch an die wertvollen Tage und die Bereitschaft, dafür einen höheren Preis zu zahlen. "Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in unserer Therme in Blumau beträgt 2,2 Tage", quantifiziert Robert Rogner junior den aktuellen Trend. In dieser Zeit wolle der Gast vor allem drei Dinge: Relaxen, Energie tanken und gesund werden.

Spa-Lehrling: Weiterbildung öffentlich zugänglich

An diese hohen Ansprüche knüpfen sich eine zunehmend individuelle Betreuung sowie trendige Angebote. Erwartungen, die nur mit bestens ausgebildeten MitarbeiterInnen erfüllt werden können. "Vor diesem Hintergrund haben wir uns zur Gründung der ,Rogner Akademie' entschlossen", erklärt Rogner.

Ursprünglich sei dabei nur an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die MitarbeiterInnen des Rogner Netzwerks gedacht worden. Aufgrund des überwältigenden Interesses werden manche Angebote jetzt aber der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das vielleicht wichtigste Projekt, das schon in diesem Herbst startet, nennt sich "Spa-Lehrling".

"Wellness"-Experten gesucht

"Irgendwann haben wir die Geduld verloren", erinnert sich Eva Baumann, Projektleiterin der Rogner-Akademie. Nicht, dass die heimische Ausbildung in touristischen Berufen nicht gut gewesen sei. Nur eben nicht mehr ausreichend für die heutigen Ansprüche. "Also haben wir unter dem Titel ,Spa-Lehrling' zusätzlich zum österreichischen Ausbildungssystem berufsbegleitend für Lehrlinge ein auf den Gesundheitstourismus abgestimmtes Schulungsprogramm entwickelt", so Baumann.

Kellner lernen Ayurveda, Rezeptionisten Shiatsu

Die Idee dahinter war, allen im Tourismus beschäftigten Lehrlingen einen Überblick über diesen Bereich zu verschaffen. Baumann: "Der Kellner soll eine Ahnung von Ayurveda haben und auch die Rezeptionistin über Shiatsu Bescheid wissen - so weit zumindest, dass mit dem Gast informative Gespräche darüber geführt werden können."

Die Zusatzausbildung kann von allen Lehrlingen in den "klassischen" Tourismusberufen - Koch, Kellner, Masseur, Hotel- und Gastgewerbeassistent (HGA), Schönheitspflege - wahrgenommen werden.

Der Zeitaufwand dafür beträgt im Jahr 48 Stunden, die auf mehrere Module verteilt werden. So gibt es etwa die "Spa-cuisine", die traditionelle Kuren und Diäten ebenso wie neue und alternative Diätformen, Ayurveda- oder 5-Elemente-Ernährung abdeckt. Bei den Sport- und Freizeitmodulen geht es um die ganzheitliche Betreuung im Fitnessbereich, nicht zu vergessen die aktuellen Trendsportarten (Masai-Walking, Nordic Walking, Aquafitness, etc.).

Persönlichkeitsentwicklung als eigenes Modul

Das Modul für ganzheitliche Behandlungsmethoden und Bewegungstherapien deckt Massagearten, Bäder und Packungen ab, das Modul zur Persönlichkeitsentwicklung die Verbesserung des körperlichen Bewusstseins und der mentalen Stärke. Zuletzt gebe es noch das Modul Kommunikation, zu dem etwa die im Gastgewerbe sehr nützlichen Memo-Techniken im Rahmen eines Gedächtnistrainings gezählt werden.

Die Zusatzausbildung sei für Rogner-MitarbeiterInnen unentgeltlich, für MitarbeiterInnen anderer Unternehmen wird derzeit an einer kostengünstigen Lösung gebastelt.

Wirtschaftskammer aktualisiert Berufsbilder

Dass von Seiten der Wirtschaftskammer nur zögerlich an Reformen in Tourismusberufen gearbeitet wird, will Florian Birkmayer, Referent in der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKÖ, nicht gelten lassen: "Um unsere Ausbildungsschienen beneiden uns viele Länder. Partner aus Südafrika, Osteuropa und Australien wollen gleicher Maßen unser duales System implementieren", schickt er voraus. An der Modernisierung und Aktualisierung der Berufe werde laufend gearbeitet.

Als Beispiel nennt er das Berufsbild des Kochs. Dieser habe es imagemäßig geschafft, in "höhere Sphären" zu gelangen. Aktuell werde gerade der Beruf des Fitnessbetreuers evaluiert, "ein junger, moderner Lehrberuf, der gut ankommt und nach dem es eine starke Nachfrage gibt", so Birkmayer.

Gefeilt wird auch an einer Ausbildung im Wellnessbereich, quasi einem "Wellness-Lehrling": "Wir überlegen uns gerade Schritte, wie wir das als Lehrberuf installieren können." Das Hauptproblem dabei seien einerseits die Überschneidungen mit den Bereichen Gesundheit (Masseur) und Fitness. Andererseits gelte es das Jugendbeschäftigungsgesetz zu beachten.

Bedarf in der Zukunft reichlich vorhanden

Zuletzt müsse auch bedacht werden, dass sich Wellness-Gäste oft nicht von 15-jährigen Lehrlingen behandeln lassen wollen, bei bestimmten Tätigkeiten also ein Alterslimit sinnvoll erscheine.

Die Bemühungen der Tourismus-Unternehmen wie auch der Wirtschaftskammer kommen gerade zur rechten Zeit. In den kommenden 5 bis 10 Jahren wird es laut Studien von Trendforschern im österreichischen Tourismus einen Bedarf von zusätzlichen 10.000 Arbeitskräften geben. Und schon heute gilt die Branche als eine von wenigen mit einer deutlich steigenden Beschäftigungszahl.

Informationen: eb@rogner.com, http://www.rogner.com