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Was haben der "Terminator", "Friends" und "Ally Mc Beal" mit weiteren Sitcoms und zahlreichen österreichischen Serien gemeinsam? - Das rosa Manner-Schnitten-Packerl ist, einmal kürzer, einmal länger, im Bild. "Manner ist nur durch konsequentes Marketing groß geworden", erzählt Otto Wilhelm Riedl, Marketing-Leiter der Josef Manner Com. AG, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Product-Placement in Serien und Filmen zählt dazu genauso wie konventionelle Werbung oder der kürzlich eröffnete Manner-Shop neben dem Stephansdom.
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Es wurde kein "Nostalgieladen". Einen solchen wollte Riedl nicht. "Eine auf antik gestaltete Einrichtung, damit's aussieht, als ob das Geschäft immer schon da gewesen wäre - und dazu die elektronische Kassa." Das wäre "Hollywood" gewesen, meint der Manner-Marketingleiter. Manner wollte ohne Kitsch zurück zu den Wurzeln: Vor mehr als 100 Jahren hat Josef Manner am Stephansplatz, unweit vom heutigen Standort, ein kleines Geschäft geführt. Er verkaufte Feigenkaffee und Schokolade. Unzufrieden mit der gelieferten Schokoladenqualität, versuchte er sich selbst in der Erzeugung. Er kaufte einem Chocoladenerzeuger im fünften Bezirk dessen Konzession, Lokal und Einrichtung ab und gründete am 1. März 1890 die "Chocoladenfabrik Josef Manner". Im selben Jahr übersiedelte die Erzeugung nach Hernals. Seinen Buchhalter machte Manner einige Jahre später zum Kompagnon, der seinen Anteil an seinen Schwager Johann Riedl verkaufte.
Heute befinden sich 50% der Anteile des seit 1913 als Aktiengesellschaft geführten Unternehmens im Besitz der Familien Manner, Riedl und Andres. Die andere Hälfte wird an der Börse gehandelt. Die Familienmitglieder dächten nicht daran, ihre Anteile zu verkaufen: "Wir haben keinen Grund dazu. Die Konsumenten schätzen das Österreichische. Wenn uns Nestlé kaufen würde, wär's nicht mehr die Manner-Schnitte", stellt Riedl fest. "Außerdem, sag' ich jetzt ganz profan, wollen die Familienmitglieder ihre Jobs nicht verkaufen."
Das Bekenntnis zu Österreich hört nicht bei den Eigentumsverhältnissen auf. In drei heimischen Werken werden die Manner-Süßwaren hergestellt. Österreichisch sind auch die meisten Mägen, in die die Süßigkeiten wandern - der Umsatzanteil im Ausland machte im vergangenen Jahr 40% aus. Deutschland ist das wichtigste Exportland, "nicht so schlecht" geht es laut Riedl in Zentral- und Osteuropa. "Das sind Hoffnungsmärkte - mit ihrer eigene Süßwarenindustrie. Da wir nur in Österreich produzieren, haben wir natürlich einen Nachteil."
Der Focus liegt dennoch auf den Nachbarländern. Heuer wurde die erste Tochtergesellschaft in Slowenien gegründet. "Das ist ein kleines Land und die Werbung ist leistbar", meint Riedl, der sich - gefragt nach weiteren möglichen Töchtern - bedeckt hält: "Wir planen viel, spruchreif ist noch nichts." In den anderen Ländern bringen Vertriebspartner - und zuweilen Hotelmanager - die Schnitte an den Mann bzw. die Frau, berichtet Riedl: "Ein Hongkonger Hotel hat vielleicht einen österreichischen Hotelmanager und deshalb gibt es in der Minibar ein Manner-Schnitten-Packerl."
Nicht alles läuft stets "rosig"
Vor zwei Jahren machten die aufgrund von Ernteausfällen, Spekulationen und dem Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste gestiegenen Kakaopreise Schokoladeherstellern zu schaffen. In diesem Jahr wachsen die Haselnusspreise ins "Unermessliche", berichtet Riedl. Frost im April verminderte die Ernte der Ware, die aus der Türkei stammt. "So etwas lässt sich nicht kalkulieren. Da muss man abwarten. Erst wenn eine gewisse Grenze überschritten wird, werden die Preise für die Konsumenten angehoben."
Der Manner-Schnitten-Preis sei von den Käufern "gelernt", eine Preiserhöhung nicht einfach - selbst, wenn der Zweck die Mittel heiligt: Auch wenn Fair Trade - wie Riedl sagt - "immer ein Thema war", Schnitten mit fair gehandelter Schokolade oder Schokobananen mit fair gehandeltem Mark gibt es (noch) nicht. Kakao ist am Weltmarkt billiger als direkt von Kleinbauern-Kooperativen bezogen. Ein Manager müsse abschätzen können, ob die Konsumenten das Produkt annehmen, meint Riedl: "Wenn mir elektronische Musik gefällt, die Werbung kommt aber nicht an, funktioniert's auch nicht."
Mit der elektronischen Musik hat's funktioniert. Aus dem Track "Noonee" von Hubert Mauracher entstand eine Version für die Schokobananen-Werbung. "Ich wollte gute Musik in einem Werbespot spielen." Aber - fügt Riedl hinzu - keine reine Hintergrundmusik. "Ich habe mit allen möglichen Leuten in der Elektronikszene gesprochen. Hubert Mauracher war bereit, eine Nummer für uns umzuschreiben." Damit konnte laut Riedl eine Käuferschicht erreicht werden, die auf Werbung "eher negativ reagiert". Eine Käuferschicht, die wohl auch die rosa Flip-Flops, die es im Manner-Shop zu kaufen gibt, gut findet. "Die Nachfrage ist enorm", erklärt der Marketing-Leiter. "Damit haben wir nicht gerechnet." Im Winter will Manner rosa Schihelme anbieten - in einem weiteren Shop? "Einen so guten Platz wie neben dem Steffl gibt es in Österreich nur ein Mal."
Zahlen, Daten, Fakten
"Chocolade für alle" war die Devise von Firmengründer Josef Manner. Die Neapolitaner-Schnitten - 1898 zum ersten Mal urkundlich erwähnt - hat noch immer das Format 47x17x17 Millimeter. Einzeln wird sie nicht mehr verkauft und auch die Verpackung besteht nicht mehr aus einer Papierschachtel mit rosa Schleife. Die Manner-Schnitte war mit 10,71 Mio. verkauften Stück (in der Vierer-Packung) das meistverkaufte Süßwarenprodukt Österreichs im vergangenen Jahr. Am heimischen Süßwarenmarkt hält Manner einen Marktanteil von rund 15% - nicht allein mit Schnitten: 1970 fusionierte das Unternehmen mit Napoli, Ragendorfer & Co (Napoli und Casali). 30 Jahre später erwarb Manner die Victor Schmidt & Söhne GmbH (Ildefonso, Heller, Austria Mozartkugeln). Im Geschäftsjahr 2003 erzielte Manner ein Umsatzplus von 3,1% auf 121,6 Mio. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) ist von 2,60 auf 2,75 Mio. Euro gestiegen. Für das laufende Jahr rechnet Manner mit einem Umsatzplus von 5% und einem EGT auf Vorjahresniveau. Manner beschäftigt rund 740 Mitarbeiter.