Die zehn besten Universitäten der Welt sind fast alle in den USA oder England angesiedelt - und sie haben bei weniger Studenten mehr Geld zur Verfügung.
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Jetzt ist auch die letzte österreichische Universität aus der Liste der weltweit besten 100 Universitäten hinausgeflogen (laut "Times Higher Education Supplement"). Was unterscheidet die Universität Wien von den zehn bestplatzierten Unis?
Sieben der zehn Bestplatzierten sind US-Universitäten, die ihre Studenten selber auswählen dürfen. Typischerweise werden dort nur 10 Prozent der Bewerber (oder sogar weniger) aufgenommen. An der Stanford University waren das heuer 1700 Studierende (in allen Fächern zusammen). Die Universität Wien hatte zur selben Zeit knapp 18.000 Studienanfänger (25 Prozent eines Geburtsjahrgangs in Österreich). 40.000 Studienanfänger an den 15 US-Spitzenunis entsprechen bei einer Geburtsjahrgangsgröße von rund 4 Millionen etwa 1 Prozent eines Geburtsjahrgangs. Mit dieser Selektionsrate nähme eine österreichische Universität pro Jahr etwa 800 Studienanfänger auf. Was hat das mit dem internationalen Ansehen einer Universität und der Platzierung in Rankings zu tun? Das Times-Ranking hängt stark von der Sichtbarkeit der wissenschaftlichen Leistungen einer Universität ab. Das hat nicht unmittelbar mit der Auswahl der Studenten zu tun. Es gibt aber doch einen Zusammenhang.
Anlässlich eines Vortrags am MIT bin ich mit meinen Gastgebern in reguläre Lehrveranstaltungen für Studienanfänger mitgegangen. Man steht dort als Lehrender vor einer Gruppe ungemein intelligenter, wacher, begabter und sachlich kritischer Studierender (sie gehören zum besten Prozent eines Jahrgangs). Man muss sich in der Vorbereitung der Lehre also wirklich bemühen, korrekt, präzise und auch verständlich zu sein. Wissenschafter an solchen Universitäten haben nicht die Aufgabe, durchschnittlich begabten Studierenden komplexe wissenschaftliche Sachverhalte verständlich zu machen. Daher ist die Vorbereitungsarbeit für die Lehre der eigenen wissenschaftlichen Arbeit ähnlicher als an einer Uni mit einem höheren Anteil durchschnittlich begabter Studierender. Wenn die Herausforderungen der Lehre denen der Forschung ähnlicher sind, ist das ein Vorteil für die eigene Forschungsarbeit. Auch deshalb erbringen Spitzenunis bessere Forschungsleistungen.
Forschungsinstitute wie das ISTA in Klosterneuburg lösen dieses Problem nicht, weil sie keine Universitäten sind. An einer Universität muss man auch Studienanfängern die Grundprinzipien des eigenen Faches verständlich machen und nicht nur spezielle Fragestellungen in gerade aktuellen Teilgebieten der Wissenschaft untersuchen. Universitäten definieren sich über die Einheit von Forschung und Lehre, Forschungsinstitute wie das ISTA tun das nicht.
Noch aus einem anderen Grund kann man österreichische Universitäten nicht mit US-Spitzenuniversitäten vergleichen: Das Jahresbudget der Universität Wien beträgt etwa 400 Millionen Euro (bei 90.000 Studierenden). Das Jahresbudget der Universität Stanford beträgt hingegen etwa 4 Milliarden Dollar (bei 9000 Studierenden). Die Universität Stanford hat also (bei einem Wechselkurs 1 US-Dollar = 0,75 Euro) pro Student 75 Mal so viel Geld zur Verfügung wie die Universität Wien.