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Wem gehört Basmati-Reis?

Von Brigitte Pilz

Wirtschaft

Die Patentierung von jahrhundertealten Reissorten, die gentechnisch verändert wurden, durch private Firmen hat weltweite Proteste ausgelöst.


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Vor einigen Jahren liefen Bauern und Bäuerinnen in Indien Sturm. Ihr Protest richtete sich gegen die Patentierung "ihres Basmati" in den USA. Dieser Duftreis wird seit Jahrhunderten an den Hängen des Himalaya angebaut und ist Hauptexportschlager des indischen Reisgeschäfts.

Was war geschehen? In den USA hatte die private Firma Rice Tec (sie ist im Besitz des Fürsten von Liechtenstein) Patente auf einen Reis angemeldet, der aus dem Genmaterial von pakistanischen und indischen Basmati-Sorten und amerikanischem Langkornreis gezüchtet worden war. Sie nannte den Reis "Basmati". Der indische Basmati-Export ist bedroht.

Die Proteste richten sich gegen das TRIPS-Abkommen der WTO, das es einer Privatfirma erlaubt, das Alleinrecht auf ein jahrhundertealtes kulturelles und natürliches Erbe zu erhalten. Dies wird als Biopiraterie bezeichnet und als eine neue Form von Kolonialismus.

Ähnliches läuft zur Zeit mit den thailändischen Jasmin-Reis. Neben dem "Diebstahl ihres Erbes" befürchten die Bauern zurecht, dass sie in Zukunft in die Lage kommen werden, ihren Reis nur noch gegen Lizenzgebühren "Jasmin" oder "Basmati" nennen zu dürfen.

Im Jahr 2000 gab es bereits 609 Patente auf Reis, die meisten lauten auf Namen amerikanischer und japanischer Firmen. Solidaritätsaktionen und NGO-Kampagnen gegen die Patentierung von Lebewesen, also auch von Pflanzen, laufen inzwischen weltweit. Denn bereits die Biodiversitäts-Konvention (1992 beim Erdgipfel in Rio des Janeiro beschlossen) lege den Schutz elementarer Bauernrechte und ihre Beteiligung am Nutzen der genetischen Ressourcen fest. Die Konvention "Treaty on Plant Genetic Ressources" der FAO soll Grundnahrungsmittel auch weiterhin schützen. 68 Sortensammlungen sollen auch in Zukunft für alle verfügbar bleiben. In Österreich läuft derzeit die Ratifizierung.