Zum Hauptinhalt springen

Wem gehört der Winter?

Von Tamara Arthofer

Kommentare
Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Eigentlich könnte man sagen: G’schieht ihnen eh ganz recht. Es schadet nicht, wenn den Herren Joseph Blatter, Michel Platini und wie sie alle heißen einmal die Stirn geboten wird. Dass nun aber alle sieben Wintersportverbände, gestützt vom Internationalen Olympischen Komitee IOC, gegen eine Verlegung der Fußball-WM 2022 rebellieren, ist dann doch zu opportunistisch, um nicht durchschaut zu werden. Schließlich versuchen sie nicht einmal, den Anschein zu erwecken, dass es ihnen um irgendetwas anderes geht als ums Geld. Da wird um Fernsehminuten und Sponsorengunst gebuhlt und die eigene Besonderheit hervorgehoben. Wenn der Internationale Skiverband FIS betont, die Sportorganisationen sollten einander - sinngemäß - nicht wehtun, klingt das ziemlich naiv. Herrscht nicht auch unter den jetzt angesichts eines gemeinsamen Feindbilds so einträchtigen Verbänden im Alltag ein beinharter Verdrängungswettbewerb? Und wenn das IOC seine Opposition zu einer WM im Jänner damit begründet, die "Einzigartigkeit Olympischer Spiele" müsse geschützt werden, ist das an Arroganz kaum zu überbieten. Interessant ist auch, dass in den nunmehrigen Äußerungen das Thema der Menschenrechtsverletzungen nicht einmal erwähnt wird. Dann würde sich das IOC - Stichwort Olympia 2014 in Sotschi - nämlich gehörig ins eigene Fleisch schneiden. Dass es jetzt den Winter für sich beansprucht, ist den kritisierten Allmachtsphantasien von Blatter und Co. nicht unähnlich.