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Wem soll man glauben?

Von Bernhard Baumgartner

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Zu keiner Zeit ist der Bedarf an seriöser Information größer als zu Zeiten einer internationalen Krise. Egal ob es jetzt den beginnenden Krieg in Libyen betrifft oder die atomare Katastrophe in Japan. Gerade das Beispiel Japan ist sehr lehrreich, wenn es darum geht, welchen Wert eine gesicherte Information hat.


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Wenn eine Vielzahl von Medien völlig unterschiedliche Einschätzungen der Lage bringen, stellt sich zwangsläufig die Frage: Wem kann man da noch glauben? Der japanischen Regierung, die alles tut, um zu verhindern, dass zu den bestehenden Übeln in Tokio auch noch 35 Millionen Menschen in einer kollektiven Massenpanik flüchten? Den Kraftwerksbetreibern, die - wie den Medien zu entnehmen ist - eine Geschichte an Vertuschungsaktionen hinter sich haben und zudem alles tun, um nicht das Gesicht zu verlieren? Den Korrespondenten, die zwar ihren Job gut machen, aber (klarer Weise) mangels eigener Anschauung auch nur auf die offiziellen Informationen angewiesen sind - und die zudem sich selbst in Sicherheit bringen müssen?

Das Dilemma ist unlösbar. In so einem Fall kann man den Nachrichtengehalt keiner journalistischen Prüfung unterziehen. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es manchmal systembedingt keine objektivierbare Information gibt. Man kann nur versuchen, die offiziellen Informationen mit Fachleuten auf ihre Glaubwürdigkeit zu checken. Das sind dann zwar nur Ferndiagnosen, aber die sind allemal besser als gar keine. Vielleicht erklärt sich daraus auch die Schere zwischen offiziellen japanischen Informationen und der vielfach düstereren hiesigen Expertenmeinung. Hoffnung besteht aber, denn auch Experten können irren.