Zum Hauptinhalt springen

Wende im europäischen Kupferkrieg

Von Karl Leban

Wirtschaft

Kovats macht Affinerie Weg für Übernahme frei. | Cumerio-Anteile bringen ihm knapp 195 Millionen Erlös. | Wien/Hamburg. Einer Neuordnung der europäischen Kupferindustrie steht nichts mehr im Weg - auch nicht Mirko Kovats und dessen Mischkonzern A-Tec. Monatelang hatte sich der österreichische Industrielle vehement gegen eine Übernahme der belgischen Kupferhütte Cumerio durch die Norddeutsche Affinerie, Europas größten Kupferproduzenten, gestemmt. Gestern, Dienstag, kam - nicht unerwartet - der Schwenk.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Denn Kovats nimmt das Übernahmeoffert von 30 Euro pro Cumerio-Aktie an. Er verkauft seine Beteiligung (25 Prozent und eine Aktie) an die Affinerie. Damit hat der Hamburger Kupferriese nun freie Bahn, Cumerio zu schlucken. Kovats´ Sperrminorität galt für den Zusammenschluss als Zünglein an der Waage.

Die Affinerie, die jährlich rund 800.000 Tonnen Kupfer produziert und 2006/07 auf 6,5 Mrd. Euro Umsatz kam, ist der seit längerem geplanten Übernahme jetzt einen großen Schritt näher gekommen. Sie hatte schon bisher knapp 30 Prozent an Cumerio gehalten, mit dem A-Tec-Paket sind es zumindest an die 55 Prozent. Diesen Freitag endet die Angebotsfrist. Das Erreichen der 80-Prozent-Schwelle (als Bedingung für das Zustandekommen des Geschäfts) sollte für die Affinerie nun nur mehr eine Formsache sein, sagen Analysten. Das Offert der Deutschen taxiert den Gesamtwert des belgischen Konkurrenten auf 780 Mio. Euro.

Ein neuer Kupfergigant

Bringt die Affinerie den Deal in trockene Tücher, entsteht in der europäischen Kupferbranche ein neuer Konzernriese mit 4750 Mitarbeitern und rund zehn Mrd. Euro Umsatz. Den Segen der EU-Kartellwächter hat die Kupfer-Ehe bereits seit Jänner (ohne Wenn und Aber).

Mit dem Verkauf seiner Cumerio-Aktien kassiert Kovats´ börsenotierter A-Tec-Konzern auf einen Schlag 194,5 Mio. Euro. Angedient wurden sämtliche 6,5 Millionen Aktien, die im vergangenen Jahr dem Vernehmen nach in einer Bandbreite von je 28 bis 29 Euro erworben wurden. Der Gewinn, den A-Tec jetzt einstreifen kann, dürfte - rein rechnerisch - um die zehn Mio. Euro betragen. Kovats selbst ließ lediglich verlauten, dass der Angebotspreis der Norddeutschen Affinerie "höher" liege als der durchschnittliche Kaufpreis, den A-Tec bezahlt hat.

Hätte der A-Tec-Chef die Übernahme so wie bisher weiter blockiert, hätte das den Börsenkurs von Cumerio wohl stark nach unten gedrückt und damit auch zu einem größeren Wertverlust für ihn selbst geführt. Dies dürfte ein nicht unwesentlicher Grund für seine jetzige Entscheidung gewesen sein, das bei Cumerio gebundene Kapital wieder abzuziehen.

Was Kovats mit dem frei werdenden Geld künftig machen wird, bleibt vorerst jedoch im Dunkeln. Es könnte durchaus sein, wie manche Analysten spekulieren, dass es in die erst vorige Woche fixierte Übernahme der RTB fließt. Immerhin beläuft sich der Kaufpreis für das serbische Kupferkonglomerat auf 466 Mio. Dollar (dazu kommen noch stolze Investitionen in Höhe von 180 bis 230 Mio. Dollar).

Spielkapital für Affinerie?

Viel spricht aber auch dafür, dass Kovats den Erlös aus dem Cumerio-Deal dazu verwendet, bei der Affinerie, wo er über seine A-Tec mit einem Anteil von knapp 14 Prozent den größten Einzelaktionär stellt, auf eine Sperrminorität aufzustocken - sobald die Zeit reif ist. Mit einer Sperrminorität an der Affinerie (inklusive Cumerio) könnte er in absehbarer Zeit den künftigen Kupferriesen kontrollieren. Damit könnte der umtriebige Geschäftsmann in weitere Folge auch die Eingliederung der A-Tec-Kupferaktivitäten (Brixlegg und RTB) durchsetzen.

Kartellamt am Prüfen

Obwohl Kovats seit letztem Jahr größter Affinerie-Aktionär ist, kann er dort im Moment nur fünf Prozent der Stimmrechte ausüben. Das deutsche Bundeskartellamt ist gerade dabei zu prüfen, ob seine Beteiligung wettbewerbsrechtlich wasserdicht ist. Zwei Aufsichtsratsmandate, die Kovats bisher gefordert hatte, wurden ihm deshalb verweigert.

Das Verfahren wird am 5. März abgeschlossen. Um allfällige Bedenken des Kartellamts gegen ein Aufstocken bei der Affinerie auf mehr als 20 Prozent zu zerstreuen, hatte Kovats vorsorglich sogar seine Bereitschaft bekundet, sich von Teilen der Kupferproduktion in Brixlegg (Tirol) zu trennen. Analyse Seite 12