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Wenig ambitioniert

Von Brigitte Pechar

Analysen

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Österreich gehört weltweit zu den Schlusslichtern, was das tatsächliche Pensionsantrittsalter anbelangt. Mit 58,2 Jahren geht der Durchschnittsösterreicher in Pension. Und das, obwohl Männer bis 65 und Frauen bis 60 arbeiten müssten. Auf Wunsch der Regierung waren die Sozialpartner daher nun aufgerufen, ein Konzept ausarbeiten, um die Menschen länger in Arbeit zu halten.

Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl hat bei der Präsentation darauf hingewiesen, dass die Sozialpartner "keine Schattenregierung" seien. Soll heißen, dass das Konzept nicht von politischen Ambitionen getrübt ist. Das kann man dem Konzept wahrlich nicht unterstellen. Vielmehr ist überdeutlich, dass es sich eben um einen Vorschlag der Arbeitnehmervertreter auf der einen und der Wirtschaftsvertreter auf der anderen Seite handelt.

Da trifft man sich dann beim kleinsten gemeinsamen Nenner, der da lautet: mehr Geld vom Staat. So liest sich jedenfalls das Konzept. Prämien dafür, dass die Menschen länger arbeiten, Prämien für Unternehmer, dass sie Menschen bis zum gesetzlichen Pensionsalter behalten und diese nicht vorher hinausdrängen. Außerdem kann ab 62 eine Teilpension bezogen werden bei gleichzeitiger Reduktion der Arbeitszeit. Unter anderem damit soll in den kommenden zehn Jahren das tatsächliche Pensionsalter um zwei Jahre erhöht werden.

1,5 Milliarden Euro soll das Modell der Sozialpartner einsparen. Laut Berechnungen von Pensionsexperten müsste allerdings die Erhöhung des Pensionsalters um ein Jahr schon 1,4 Milliarden Euro bringen.

Tatsächlich ist es so, dass alleine das Schließen aller vorzeitigen Pensionsmöglichkeiten das Pensionssystem völlig saniert - das sagen zumindest die Wirtschaftsforscher. Für Menschen, die aufgrund körperlicher oder seelischer Krankheit nicht bis zum gesetzlichen Antrittsalter arbeiten können, muss es selbstverständlich immer Wege geben, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen.

Aber in Österreich flüchten die Menschen möglichst früh in die Pension. Schon ab 50 Jahren beginnen daher die Anfragen bei der Pensionsversicherungsanstalt, ab wann denn, bitte sehr, mit Auszahlungen zu rechnen sei. In Österreich erfolgt das Angebot, aus dem Erwerbsleben auszusteigen, sehr rasch, in anderen Ländern wird versucht, Menschen, denen es gerade gesundheitlich nicht gut geht, zu helfen und sie im Erwerbsleben zu halten.

Nicht zuletzt sollte das frühe Frauenpensionsantrittsalter geredet werden. Dieses führt nämlich zu Diskriminierungen vor allem, wenn es um Führungspositionen geht. In Frauen ab 45 wird von den Betrieben nicht mehr investiert.