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Wenig Konkurrenz, hohe Energiepreise

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Konsumenten- Preise könnten um 10 Prozent sinken. | Neue Gaskrise im kommenden Winter unwahrscheinlich. | Wien. Heftige Kritik übt die heimische Kontrollbehörde E-Control an den österreichischen Strom- und Gaspreisen. Die Einkaufspreise der Konzerne seien drastisch gesunken, die Konsumenten würden davon aber zu wenig merken, betonte E-Control Chef Walter Boltz bei der Präsentation des Marktberichtes 2009.


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Die Strom- und Gaspreise (Energieanteil) könnten für die Endverbraucher zumindest um 10 Prozent gesenkt werden, sagte Boltz. Auf der Rechnung ergäbe das rund 5 Prozent weniger, da die Leitungskosten zu berücksichtigen seien. Auf den internationalen Strom- und Gasbörsen seien die Preise um rund 50 Prozent gesunken, was von den Energiekonzernen kaum genützt werde.

Kaum jemand wechselt den Anbieter

Grund sei vor allem der mangelnde Wettbewerb in Österreich, beklagt Boltz. So habe der Marktführer im Endkundenmarkt, die Energie Allianz, die Preise um bis zu 47 Prozent erhöht - ohne dabei massiv Kunden verloren zu haben. Die Konsumenten nützen die Möglichkeit, zu billigeren Anbietern zu wechseln, noch zu wenig, auch weil diese kaum Werbung machen. In den letzen 8 Jahren haben weniger als 10 Prozent der Stromkunden und kaum 5 Prozent der Gaskunden ihre Energierechnungen auf diese Weise verbilligt.

Ein weiteres Problem ist, dass heimische Energieversorger oft miteinander verflochten sind, was für den Wettbewerb nicht förderlich ist. Ausländische Konzerne haben Schwierigkeiten, in Österreich anzubieten.

Mit dem dritten EU-Energieliberalisierungspaket, das in Österreich bis Anfang 2011 in Kraft treten muss, sollte mehr Konkurrenzwind über heimischen Energiemarkt wehen. Dem Regulator werden mehr Kontrollrechte eingeräumt. Er wird künftig hohe Strafen aussprechen können. Auch die Lesbarkeit von Strom- und Gasrechnungen soll verbessert werden.

Was die Gasversorgung kommenden Winter betrifft, sollte sie in Österreich klappen. Ein neuer Streit zwischen Russland und der Ukraine wegen fälliger Gasrechnungen ist zwar nicht auszuschließen, aber diesmal ist Europa gewappnet. Die Gasspeicher sind in allen Ländern gefüllt (ob auch in der Ukraine, gilt als großes Geheimnis). Die Gaspipelines wurden vielerorts so umgebaut, dass das Gas nun in beide Richtungen fließen kann, und Flüssiggas, das von Tankern in die Gasnetze eingespeist werden kann, ist im Überfluss vorhanden, sodass die Abhängigkeit von Russland kleiner geworden ist.

Außerdem ist aufgrund der Wirtschaftskrise der Gasverbrauch zurückgegangen. Russland hat im ersten Halbjahr um 40 Prozent weniger Gas abgesetzt und hat großes Interesse an kontinuierlichen Gaseinkünften. Putin braucht EU-Geld.