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Das ÖSV-Speed-Team schrammte im Super G haarscharf an den Medaillen vorbei - dank der Abfahrts-Goldenen ist aber alles anders als vor vier Jahren.
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Wie würde der Boulevard nun gerade über die rot-weiß-roten Versager herfallen? Der eine springt im olympischen Super G nach toller Zwischenzeit an einem Tor vorbei, nachdem er schlampig besichtigt hat (Matthias Mayer); der andere verhaut auf dem Weg zur Medaille den Zielsprung und wird nur Sechster (Max Franz); ein weiterer rutscht wieder einmal bei einem Großereignis nur zu Tal, statt über sich hinauszuwachsen und belegt Rang 21 (Georg Streitberger); da ist es fast nur logisch, dass beim Tagesbesten aus österreichischer Sicht (Otmar Striedinger) mickrige zwei Hundertstel fehlen, um noch aufs extra breite Olympiapodest zu fahren, wo diesmal gleich vier Athleten Platz finden. Und das alles nach dem Desaster in der Super-Kombination, wo als Bestes die Ränge 13 und 14 zu Buche standen, nachdem der Slalom in niederländischer Touristenmanier bewältigt worden war. Ironie beiseite - denn im ÖSV-Herren-Team gibt es aktuell keinen wirklichen Anlass, Trübsal zu blasen und sich (wie die Skispringer) öffentlich zu zerfleischen. Der Grund dafür ist ganz einfach und hat vier Buchstaben - Gold; nämlich, jenes in der Herren-Abfahrt im Auftaktbewerb. Im Gegensatz zu den Winterspielen von Vancouver gibt es das eben - was einen gewaltigen Unterschied ausmacht. Damals wurde überhaupt keine Herren-Medaille erobert, nachdem sich der Misserfolgs-Lauf von einem Bewerb zum nächsten fortgepflanzt hatte und am Ende drei Mal Blech auf der Habenseite stand. Eines davon "eroberte" in der Abfahrt Mario Scheiber, dem damals der Hauch von 21 Hundertstel auf Gold fehlte. 21Hundertstel damals, 30 Hundertstel diesmal. Wäre Mayer in der Abfahrt um diese Nuance langsamer gewesen, hätte er überhaupt keine Medaille geholt und das nun so gelobte Speed-Team stünde wie vor vier Jahren mit leeren Händen da. Und müsste sich statt mit Siegesfeiern im Österreich-Haus mit nervigen Fragen nach richtigem Training, Material und der generellen Siegeseinstellung auseinandersetzen. Und dann stünde erneut Marcel Hirscher vor der enormen Nervenbelastung, wie bei der Ski-WM in Schladming die Rolle als Retter der Nation erfüllen zu müssen.
Damit zeigt sich aber auch deutlich, in welchen Bereichen sich die Athleten mittlerweile bewegen: Wenn Wimpernschläge zwischen Sieg oder Niederlage entscheiden, wenn ein Windhauch aus einem Super-Helden einen Total-Versager machen kann, wenn ein Konzentrationsfehler dafür sorgt, ob einer gefeiert oder ausgelacht wird, dann wird das weder dem eigentlichen Wettkampfsport und schon gar nicht mehr dem olympischen Gedanken gerecht. Manchmal entscheiden nicht Hundertstel, sondern schlicht und einfach - das Glück.