Die Angst vor Anschlägen und die Wirtschaftskrise haben dem Münchner Oktoberfest trotz Traumwetters die schlechteste Besucherbilanz seit 2001 beschert. An den 16 Festtagen seien nur rund 5,7 Millionen Menschen auf die Theresienwiese gekommen, sagte Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl zum Abschluss am Sonntag. Im vergangenen Jahr waren immerhin rund sechs Millionen Gäste gezählt worden.
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Münchens Oberbürgermeister Christian Ude zog dennoch eine positive Bilanz. Alles in allem sei das diesjährige Oktoberfest eine "glückliche Wiesn trotz erschwerter Umstände" gewesen, sagte er.
Von Rekordständen der Vergangenheit ist die Wiesn damit weit entfernt. 1985 waren 7,1 Millionen Besucher auf das größte Volksfest der Welt gekommen. Mit 5,5 Millionen Menschen waren zuletzt nur 2001 nach den Terroranschlägen in den USA weniger Besucher gekommen.
Mehr Alkoholleichen
Der Bierkonsum ging unterdessen nur gering zurück: Nach 6,6 Millionen Maß Bier im Vorjahr wurden heuer immerhin rund 6,5 Millionen Maß getrunken. Allerdings stieg dadurch auch die Zahl der Bierleichen nach Angaben des Bayerischen Roten Kreuzes stark an. So mussten sich Ärzte und Sanitäter um 759 Volltrunkene kümmern. Zwei Drittel davon waren unter 30 Jahre, etwa jede Dritte eine Frau.
Nach mehreren Drohvideos des Terror-Netzwerks Al-Kaida waren in der zweiten Wiesn-Woche die Sicherheitsmaßnahmen massiv verschärft worden. Um das Oktoberfest wurde ein Sperrgürtel mit Polizeikontrollen eingerichtet, in den nur Lieferanten, Anrainer oder andere Berechtigte einfahren durften. Über der Theresienwiese galt ein Flugverbot. In den Bierzelten waren jeden Morgen Polizeistreifen mit Sprengstoffhunden unterwegs. Rucksäcke und Taschen von Besuchern wurden zum Teil penibel durchsucht. Zwei in München lebende mutmaßliche Islamisten wurden bis zum Ende des Volksfestes vorbeugend in Polizeigewahrsam genommen.
Von den verstärkten Sicherheitsvorkehrungen ließen sich wohl auch die Souvenirjäger abschrecken, die versuchten, einen Maßkrug vom Festgelände zu schmuggeln: Rund 145.500 Bierkrüge sammelten die Ordner wieder ein, im Vorjahr waren es noch rund 200.000. Die Gesamtzahl der Straftaten auf dem Oktoberfest blieb nach Angaben des Münchner Polizeipräsidiums im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich: Während heuer 1.395 Straftaten registriert wurden, waren es im Vorjahr lediglich zehn mehr gewesen. Die Zahl der Maßkrug-Schlägereien ging den Angaben zufolge erheblich zurück.
Im Laufe der zwei Wochen starben mindestens drei Menschen. Ein betrunkener Australier wurde auf dem Heimweg zu einem Campingplatz von einer S-Bahn erfasst und getötet. Auf dem Busparkplatz der Wiesn starb ein 51-jähriger Mann. Er war nach bisherigen Erkenntnissen an seinem Erbrochenen erstickt. Ein englischer Tourist starb, als er betrunken aus dem Hotelfenster pinkelte und abstürzte.
Gerade die Schausteller und Souvenirhändler litten unter der Wirtschaftskrise. Sie klagten über Umsatzrückgänge. Die Wiesn-Küchen verzeichneten ein Minus von zwei Prozent. Reger Betrieb herrschte hingegen im Wiesn-Fundbüro, wo rund 4.100 Fundstücke abgegeben wurden darunter auch eine Angel, ein Toaster, ein Zwergpinscher und ein Milchzahn. (APA)