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Die Zeit drängt, das ist mittlerweile schon eine Floskel geworden in der Klimakrisen-Berichterstattung. Und wie das so ist mit Floskeln: Die hört man oft gar nicht mehr, geschweige denn nimmt man sie mit der gebotenen Dringlichkeit ernst. Das ist eins der großen Probleme des Umgangs mit dieser Katastrophe, auf die wir zusteuern: Sie ist - trotz kaum mehr zu ignorierender Anzeichen - in den Augen der meisten Menschen nicht so akut, dass sie stante pede ihr Verhalten ändern. Nun kann es vielleicht passieren, dass die Teuerung in manchen Bereichen zu einer kleinen Energiewende führt oder dass man sich Flugreisen eh gar nicht mehr leisten kann. Aber das ist keine Verhaltensänderung, die damit einhergeht, dass man das Problem auch wirklich verstanden hat.
In Zürich wird nun ein Wohnprojekt gestartet, das einen interessanten Versuch beinhaltet. Wer bei dem Genossenschaftsexperiment einzieht, bekommt ein jährliches CO2-Guthaben, mit dem er oder sie haushalten muss. Und sich dann entscheiden muss, was wichtiger ist: Fleisch essen? Reisen? Netflix schauen? Wer sein Guthaben am Ende des Jahres nicht aufgebraucht hat, kann es auch für das nächste Jahr ansparen, zum Beispiel für eine größere Reise, womöglich sogar mit dem Flugzeug.
Das mag ein wenig nach "Schöne neue Welt" klingen, ist aber als Experiment, das für Bewusstseinsbildung sorgen kann, ausgesprochen interessant. Auch wenn es wahrscheinlich, wie so vieles, zu spät kommt.