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Weniger Personal, gleiche Kosten

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die ÖBB konnten im Absatzbereich im Jahr 2001 einen Gewinn einfahren. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) betrug 122,1 Mill. Euro, das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 4,2%. Ausschlaggebend war eine Reduktion des Finanzaufwandes um 8,8 Mill. Euro und ein Zuwachs bei den Erlösen um 2,2% auf 2.109 Mill. Euro. Die Margen sind allerdings kaum gestiegen, denn im Güterverkehr wurden 86,4 Mill. Tonnen (ein Plus von 2%) befördert.


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Der dreiköpfige ÖBB-Vorstand ist mit dem Finanzergebnis zufrieden. Generaldirektor Rüdiger vorm Walde gibt allerdings zu, dass wesentliche Teile des Gewinns im Absatzbereich durch "Einmaleffekte außerhalb des Kerngeschäftes erzielt wurden".

42,9 Mill. Euro durch Verkauf von Immobilien

Die sogenannten betrieblichen Erträge konnten von 102,3 auf 108,2 Mill. Euro gesteigert werden: Einerseits stiegen die Einnahmen aus Mietverträgen und Pachten von 60,1 auf 65,3 Mill. Euro, andererseits konnte aus dem Verkauf von Grundstücken und Immobilien ein Gesamtertrag von 42,9 Mill. Euro (2000: 42,2 Mill. Euro) erwirtschaftet werden. Damit decken die Immobilien mehr als ein Drittel des EGT ab. Zusätzlich konnten weitere Leasingtransaktionen die Bilanz verbessern.

Das EGT verbesserte sich von 117,2 auf 122,1 Mill. Euro um 4,2%. Dies ist zum Wesentlichen auf Finanztransaktionen, konkret auf Sale-and-lease-back-Verfahren sowie den Abbau von langfristigen Bankverbindlichkeiten und höhere Zinserträge, zurückzuführen. Der Finanzverlust konnte auf diese Art von 18,2 auf 9,4 Mill. Euro reduziert werden. Das operative Ergebnis (EBIT) hingegen verschlechterte sich um 2,9%, es schrumpfte von 135,4 auf 131,5 Mill. Euro.

Der Umsatz stieg von 2.063 auf 2.109 Mill. Euro. Die Erträge im Güterverkehr stiegen von 797,66 Mill. auf 827,74 Mill. Euro, die beförderten Tonnen wuchsen von 84,7 auf 86,4 Millionen. "Es gab erheblichen Druck auf die Margen, die Industrie versucht, die Preise stark zu drücken", bestätigt Ferdinand Schmidt, zuständig für Personen- und Güterverkehr. Heuer peilen die ÖBB die 90 Mill. Tonnen-Grenze an. Steigende Umsätze seien aber auf Grund sinkender Transportpreise nicht zu erwarten. In Zukunft wollen die ÖBB nicht bloß Carrier sein, sondern gleich die gesamte Logistik von Haus zu Haus anbieten.

Bei den Fahrgästen gab es eine Stagnation. 2001 wurden 183,3 Millionen Personen (2000: 182,7) befördert, das ist ein magerer Zuwachs von 0,3%. Die Erlöse aus diesem Bereich konnten indes um 14 Mill. Euro von 529 auf 543 Mill. Euro gesteigert werden. Dieser Effekt ist auf die Tariferhöhung im Jahr 2000 zurückzuführen.

Weniger Mitarbeiter, fast gleicher Personalaufwand

Das ÖBB-Personal wurde reduziert. 2001 gab es nur noch 48.509 Beschäftigte, das sind um 2.183 (- 4,3%) weniger als im Jahr davor. Der Personalaufwand konnte allerdings nicht mithalten, er verringerte sich nur um 5,67 Mill. auf 1,122 Mrd. Euro, das sind lediglich 0,5%. Mit dem Personalabbau soll es in den nächsten Jahren weitergehen, doch mit Augenmaß. Denn in wesentlichen Bereichen herrscht sogar Mangel: Im nächsten Jahr müssen 220 Lokführer eingestellt werden.

Die Bundeszuschüsse für den Absatz sanken leicht von 611,8 auf 603,7 Mill. Euro. Jene der Länder hingegen stiegen von 24,6 auf 27,5 Mill. Euro. 2001 wurden 387 Mill. Euro in Lokomotiven (Taurus), rollendes Material und Busse investiert.

Die Infrastruktur erlebte 2001 eine positive Überraschung, der Bundeszuschuss fiel mit 1.199 Mill. Euro höher als erwartet (1.144 Mill. Euro) aus. Das gesamte Entgelt für die Schienenbenutzung von 298 Mill. Euro wandert zur Gänze an die Schieneninfrastrukturfinanzierungsgesellschaft. Für Investitionen steht das Geld nicht bereit. Eine Tatsache, die vorm Walde im Zuge der Bahnliberalisierung wenig Freude bereitet. Er erwartet sich von der Politik bessere Rahmenbedingungen, die es den ÖBB ermöglichen, am freien Markt zu bestehen. Vorm Walde regt an, dass Dritte, die sich auf dem heimischen Schienennetz tummeln wollen, auch für dessen Instandhaltung zahlen sollen.

Auch der Lohnkostenbereich sei abgedriftet. Die Nebengebühren betragen 26%, das seien höchste Belastungen. Der Konzernchef erwartet eine Lösung, damit "die ÖBB nicht vom Markt gedrängt werden."