Die von der EU-Kommission geplante Agrarreform wurde unter einem Teilaspekt von Wifo-Experten unter die Lupe genommen. Das Fazit: Die Rinderzucht geht um bis zu 10 Prozent zurück. Die Einkommen würden aber nur unmerklich sinken. Bei einer Verlagerung auf biologische Bewirtschaftung und Ausbau der Direktvermarktung hätten die Bauern beste Chancen, ihre Einnahmen signifikant zu erhöhen, erklärt Wifo-Experte Franz Sinabell auf Anfrage der "Wiener Zeitung".
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Die Rinderzucht werde um bis zu 10 Prozent zurückgehen, prognostiziert Sinabell. Die Schweine und Geflügelzucht sind nur gering betroffen. Bei der Wifo-Untersuchung wurde nur das Herzstück der Reform, die "Entkoppelung der Direktzahlungen von der Produktion", berücksichtigt. Dieser Effekt sei von Agarkommissar Franz Fischler durchaus beabsichtigt.
Denn dadurch reduzieren sich die hohen Exportsubventionen und die Lagerkosten für die hausgemachten Rindfleischberge. Gleichzeitig würden aber die Milchquoten steigen, sodass es einen Ausgleich gebe. In der Union herrsche große Nachfrage an hochwertigen Milchprodukten, diese sollen forciert werden, erklärt Sinabell. Dass es zu einem starken Absinken der Einkommen kommt, glaubt er nicht. Mit maximal vier Prozent minus hätten die Bauern zu rechnen. Doch könnten sie mit einer Verlagerung auf biologischen Landbau und Direktvermarktung sogar einen signifikanten Einkommenszuwachs erzielen.
Außerdem seien in der Wifo-Studie nur Österreich-Faktoren ermittelt worden. Ein Steigen der Rindfleischpreise aufgrund des verknappten Angebots wurde nur in den EU-Studien berücksichtigt, deshalb kämen diese auch zu einem optimistischeren Ergebnis. Die Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern befürchtet ein Sterben der kleineren Betriebe. Für sie werde die Strukturumstellung zu beschwerlich. Ein zusätzliches Problem: Die Produkion werde stärker in Gunstlagen verlagert, benachteiligte Gebiete hätten es schwerer.
Sinabell hält die Folgen für undramatisch, da die Kosten sinken würden.
Für die Umweltorganisation Global 2000 ist ein Rückgang der Rinderbestände ökologisch sinnvoll. Sie fordert verpflichtende Umweltstandards bei allen Förderungen. Die AK schätzt, dass bei guter Marktentwicklung Preissteigerungen möglich sind. Die Nachteile könnten mit dem Programm zur ländlichen Entwicklung ausgeglichen werden.