Zum Hauptinhalt springen

Wenn acht Erwählte die Regeln machen

Von Christoph Rella

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Fifa hat Gremien, die sind nicht nur weitgehend unbekannt, sondern auch ziemlich mächtig. Eines dieser Zirkel ist das für die Fußball-Spielregeln zuständige International Football Association Board, kurz Ifab. Es ist nicht nur dafür verantwortlich, die Norm "zu bewahren, zu formulieren und anzupassen", wie es auf der Fifa-Webseite heißt, sondern auch dafür Sorge zu tragen, dass die Spielregeln "weltweit einheitlich angewendet" werden.

Das hat in der rund 130-jährigen Geschichte des Ifab bisher auch immer ganz gut geklappt. Die Einführung des Eckballs (1872), des Elfmeters (1891) oder auch des Fünfmeterraumes (1896) waren gute Entscheidungen, die von niemandem in Frage gestellt werden. Selbst strittige Regeln wie das erst 1925 abschließend geklärte Abseits oder die Rückpassregel für Torhüter (1990) sind bis heute Bestandteil des weltweit gültigen Kanons.

Allerdings scheint es neuerdings mit Vernunft und Weisheit nicht mehr weit her zu sein, wie das bevorstehende Vorhaben des Ifab, den umstrittenen Videobeweis am kommenden Wochenende in Zürich per Handzeichen schnell durchzuboxen, befürchten lässt. Man kann ja zu der Technologie stehen, wie man will, aber ob es klug ist, eine solch’ weitreichende Entscheidung nur von den acht Ifab-Mitgliedern - die ebenfalls eingeladenen Präsidenten der Konföderationen dürfen nicht mitstimmen - treffen zu lassen, sei dahingestellt. Ebenso ist zu hinterfragen, warum die neue Anwendung des Videobeweises entgegen allen Gepflogenheiten jetzt nicht "weltweit einheitlich" zur Anwendung kommen und stattdessen die Verbände selbst entscheiden sollen? Erst am Mittwoch hat es im englischen FA-Cup erneut gehörigen Ärger mit dem Video-Referee gegeben. Will sich da jemand vielleicht um die Verantwortung drücken?