Dorner: Nur Ärzte kennen Schwächen der Arztpraxen. | Sozialversicherer wollen operativ beteiligt sein. | Wien. In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat die Ärztekammer (ÖÄK) zwecks Qualitätssicherung österreichweit 17.000 Arztpraxen geprüft. Den Vorwurf, sich selbst zu kontrollieren, will Kammerpräsident Walter Dorner aber nicht gelten lassen.
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Zuletzt hatte sich der neue Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Hansjörg Schelling, gegen eine Selbst-Prüfung der Ärzte durch die Ärztekammer ausgesprochen. Für Dorner hingegen ist eine Prüfung von Ärzten durch Ärzte nur logisch: "Nur wir kennen die Schwächen, die wir ausmerzen wollen." Schließlich schicke man auch keinen Schmied zur Überprüfung einer Schusterwerkstatt.
Durchgeführt wurde die Evaluierung durch eine Tochtergesellschaft der ÖÄK mit dem etwas sperrigen Namen Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Medizin (ÖQMed). Deren Geschäftsführerin Esther Thaler sieht ebenfalls kein Problem bei der Prüfung der Arztpraxen durch die ÖQMed, schließlich habe es nie eine Weisung gegeben, eine bestimmte Arztpraxis nicht oder nur oberflächlich zu prüfen. Vielmehr sei im Zweifel immer genauer hingeschaut worden.
Thaler und ihr Team sind derzeit noch damit beschäftigt, 1700 neue Ordinationen zu prüfen. Den bereits geprüften Praxen stellt sie ein gutes Zeugnis aus: Nur wenige Ärzte hätten sich gegen die Evaluierung oder gegen die Behebung der Mängel gesträubt. Trotzdem habe es elf Anzeigen beim Disziplinaranwalt der ÖÄK gegeben.
Die ÖQMed bereitet bereits die nächste Evaluierung vor. An dieser sollen auch Gesundheitsministerium und Sozialversicherungen mitwirken - "und zwar operativ", wie es aus dem Hauptverband heißt. Derzeit müsse man die Ergebnisse zur Kenntnis nehmen und für richtig halten. Eine Möglichkeit der Überprüfung gebe es nicht. Das soll sich künftig ändern, wie auch Dorner unter Hinweis auf bestehende Vereinbarungen betont. Wann die nächste Prüfung ansteht, ist allerdings noch offen.
Seit Juni 2006 wurden 17.000 Ordinationen überprüft. Die Evaluierung erfolgte mittels eines standardisierten Fragebogens mit rund 60 Fragen. Eine Stichprobe von fünf Prozent aller Praxen wurde vor Ort geprüft, ebenso all jene, die in der Selbstevaluierung Mängel aufwiesen. Insgesamt wurden 3600 Mängel festgestellt und 1400 Aufträge zur Mängelbehebung erteilt. Zwei Drittel der Mängel betrafen die Ausrüstung der Ordinationen, ein Drittel etwa die Ausbildung des Personals, die Fortbildung der Ärzte oder Mängel bei der Dokumentation. 1200 Ordinationen lehnten eine Evaluierung ab und sperrten zu.