Eine Studie bringt neue Ansätze für die Fortpflanzungsmedizin.
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Die Gründe ungewollter Kinderlosigkeit sind vielfältig. Die häufigste Ursache ist medizinischer Natur. Doch auch Lebensstil und die psychische Verfassung spielen keine unwesentliche Rolle. Doch was, wenn der weibliche Körper den Partner schlichtweg ablehnt? Wie das sein kann, beschreibt ein Forscherteam der Stockholm University und der Universität Manchester im Fachblatt "Proceedings of the Royal Society B".
Menschen verbringen unglaublich viel Zeit und Energie damit, den richtigen Partner zu finden - nicht nur für das Leben, sondern auch, um Kinder zu zeugen. Doch das Ja zur Beziehung bedeutet noch lange nicht, dass sich der Kinderwunsch auch tatsächlich erfüllt. Die eigene Biologie - sowohl von Mann als auch von Frau -, aber auch Faktoren wie ungesunde Lebensweise, Dauerstress oder Depressionen können die Fruchtbarkeit beeinflussen. Bei 30 bis 40 Prozent der Paare liegt eine biologische Störung bei einem Partner vor. In 20 Prozent der Fälle sind beide Partner nur bedingt fruchtbar. In zehn bis 15 Prozent der Fälle können Mediziner und Psychologen keinen biologischen Grund für die Kinderlosigkeit feststellen. So die Statistik.
Chemische Signale
Wie eine Studie nun zeigt, scheint noch eine andere Ursache auf der Hand zu liegen. Denn die Auswahl des Partners findet demnach nach dem Sex ihre Fortsetzung. Menschliche Eier können Sperma nämlich "auswählen". Das bedeutet, dass unterschiedliche Eier unterschiedliche Spermien anziehen - und damit nicht unbedingt die ihrer Partner anzüglich finden. Chemische Signale spielen dabei eine große Rolle, wie John Fitzpatrick von der Universität Stockholm erklärt.
Die Follikelflüssigkeit, die das Ei umgibt, enthält bestimmte Stoffe, auf die Spermien reagieren. Die Forscher wollten herausfinden, ob Follikelflüssigkeiten von verschiedenen Frauen Sperma von einigen Männern mehr als von anderen anzogen, und kamen zu dem Ergebnis, dass das Ei in der Tat nicht immer mit der Partnerwahl der Frauen übereinstimmt.
Dass bei der Auswahl der Fokus im weiblichen Körper liegt, liege auf der Hand. Denn Spermien hätten nur eine einzige Aufgabe - nämlich Eier zu befruchten. Daher mache es keinen Sinn, dass sie wählerisch sind, so Fitzpatrick. "Eier hingegen können von der Ernte hochwertiger oder genetisch kompatibler Spermien profitieren", erklärt der Experte.
Die Idee ist neu
"Die Idee, dass Eier Sperma auswählen, ist für die menschliche Fruchtbarkeit neu", betont Studienautor und Reproduktionsmediziner Daniel Brison vom Saint Marys‘ Hospital der Manchester University. Die Erforschung der Art und Weise, wie die zwei Hauptakteure der Fortpflanzung interagieren, könnte die Fruchtbarkeitsbehandlung vorantreiben und möglicherweise helfen, einige der derzeit ungeklärten Ursachen für Unfruchtbarkeit bei Paaren zu verstehen, erklärt der Forscher. Diese Erkenntnis könnte Paaren zugutekommen, die in Zukunft mit Unfruchtbarkeit zu kämpfen haben.