Die Bundesregierung und die "Stiftung Wirtschaftsbildung" wollen Finanzbildung in den Schulen forcieren.
"Junge Menschen haben oft das Gefühl, das Geld kommt aus dem Bankomaten", meint Gudrun Steinmann von der Schuldnerberatung Wien zur Notwendigkeit von mehr Finanzbildung an den Schulen.
"Wenn jeder vierte Kunde bei der Schuldnerberatung unter 30 ist, dann wissen wir, wo wir ansetzen müssen", sagt dazu Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), der auch die Wichtigkeit von Finanzwissen gerade in Zeiten hoher Inflation betonte. Um also vor allem junge Österreicherinnen und Österreicher zu ermächtigen, "solide finanzielle Entscheidungen" zu treffen und Überschuldung zu verhindern, planen die Bundesregierung sowie die "Stiftung Wirtschaftsbildung" (in der Institutionen von der Arbeiterkammer über die Nationalbank bis hin zur Industriellenvereinigung sitzen), das Thema Finanz- und Wirtschaftbildung in Zukunft stärker zu forcieren.
Risikofaktor Krypto
Wenn etwa Influencer auf TikTok zum Thema Kryptowährungen werben, gehe es "eher darum, schnell reich zu werden, aber das Risiko wird ausgelassen", kritisiert Steinmann. Hier gelte es also, in Zukunft über die Schulen vertrauenswürdig zu informieren. Und auch Stefan Humer von der Nationalbank sieht in der schulischen Finanzbildung "kritisches Hinterfragen als Kernkompetenz". Jedenfalls in 30 AHS-Unterstufen und Mittelschulen wird das bald verstärkt möglich sein. Diese bieten nämlich bereits ab dem kommenden Herbst im Rahmen ihrer Schulautonomie einen Wirtschaftsbildungsschwerpunkt an - forciert von der genannten Stiftung.
(K)ein Schulfach "Wirtschaft"
Dabei ist es den Schulen überlassen, ob "Wirtschaft" als neues Schulfach oder als fächerübergreifender Schwerpunkt im Rahmen von Projektwochen gelehrt wird. "Hier stellt sich die interessante Frage, welche Unterrichtsform besser geeignet ist", sagt Humer, der das Projekt für die Nationalbank zusammen mit dem Insitut für Höhere Studien (IHS) wissenschaftlich begleiten wird.
Auch von Seiten des Bildungsministeriums sind im Bereich Finanz- und Wirtschaftsbildung Neuerungen geplant, wie Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) erklärt.
So soll im Zuge der Überarbeitung des Unterstufen-Lehrplans ab dem Schuljahr 2023/24 aus dem altbekannten Fach "Geografie und Wirtschaftskunde" das Fach "Geografie und wirtschaftliche Bildung" werden, was auch mit einer Überarbeitung der Inhalte einhergehen soll. Ein Schulfach "Wirtschaft" kommt österreichweit aber zumindest vorerst nicht. Es sei derzeit nicht die richtige Zeit für Schulfachdiskussionen, sagt Polaschek, der auch meint: "Wir können nicht für alles Unterrichtsfächer machen."