Aggressiver Virustyp im Umlauf. | Gefahr für bakterielle Zweitinfektion. | Wien. Das Virus, das für die diesjährige Grippewelle verantwortlich ist, ist als Influenza A H1N1 (siehe Kasten) identifiziert worden. Dabei handelt es sich um ein aggressives Virus, das oft ernstzunehmende Komplikationen mit sich bringt, warnen Experten.
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Zeigen sich erste Grippesymptome, werden vom Arzt zumeist Virostatika verabreicht. Dazu zählen unter anderem die sogenannten Neuraminidasehemmer, die die Ursache der Erkrankung behandeln.
Die vielfach eingesetzten Wirkstoffe Oseltamivir und Zanamivir helfen, die Krankheitsdauer wesentlich zu verkürzen. Durch die Hemmung des Virus-Enzyms Neuraminidase wird die Freisetzung von neugebildeten Viruspartikeln aus den befallenen Zellen verhindert. So kann sich die Infektion im Organismus nicht weiter ausbreiten.
Die ursächliche Therapie sollte so früh wie möglich begonnen werden, um das Risiko für Komplikationen zu reduzieren. So können Folgeerkrankungen wie Bronchitis, Nasennebenhöhlenentzündung, Mittelohrentzündung oder Lungenentzündung erheblich eingedämmt werden.
Erst Superinfektion erfordert Antibiotika
Durch den geschwächten Zustand des Organismus kommt es aber oft mehr oder weniger gleichzeitig auch zu bakteriellen Zweitinfektionen (Superinfektion) mit Haemophilus influenzae, Staphylokokken, Streptokokken oder Pneumokokken, die die Beschwerden zusätzlich verschlimmern und zu einer bakteriellen Lungen- oder Herzmuskelentzündung führen können. Erst dann kommen auch Antibiotika zum Einsatz.
Bei leichten Verläufen werden lediglich die Beschwerden behandelt, wobei meist zu schmerzlindernden und fiebersenkenden Medikamenten wie Acetylsalicylsäure-haltigen Präparaten gegriffen wird. Auch Hustensäfte und Nasentropfen sind hilfreich.
Die Ärzte raten auf jeden Fall zu einigen Tagen Bettruhe und Schonung sowie zu ausreichender Flüssigkeitszufuhr.
Unterschied Grippe und grippaler Infekt
Um übrigens eine echte Grippe von harmlosen grippalen Infekten, also Erkältungskrankheiten und fiebrigen Atemwegsinfektionen, die nicht durch Influenzaviren hervorgerufen werden, unterscheiden zu können, muss man die Symptome kennen.
Im Gegensatz zum grippalen Infekt, der langsam beginnt und nicht so schwer verläuft, treten die Symptome der Influenza ganz plötzlich, innerhalb weniger Stunden auf. Meist beginnt die Grippe mit starken Kopf- und Gliederschmerzen, Frösteln bis hin zu schwerem Schüttelfrost und Schweißausbrüchen. Das Fieber steigt schnell über 38 Grad Celsius an. Mit einher gehen Atemwegsbeschwerden, Husten und Halsschmerzen. In der Regel dauert eine komplikationslose Influenzaerkrankung ein bis zwei Wochen.
Sicherste Vorbeugung gegen Influenza ist die Grippeimpfung. Diese muss jedoch jährlich erneuert werden, da die Viren ständig ihre Struktur verändern.
In Deutschland kommt mit Optaflu (Novartis) der erste Grippeimpfstoff auf den Markt, der ohne Hühnereier hergestellt wird. Damit können sich auch Menschen gegen Grippe impfen lassen, die gegen Hühnereiweiß allergisch sind. Bei der Herstellung werden anstelle von Hühnereiern Zellen von Säugetieren zur Produktion von Antigenen eingesetzt.
Wissen: Influenza A-VirusInfluenza A-Viren kommen im Menschen und auch in Tieren vor und sind in ihrer Oberfläche durch bestimmte Strukturen geprägt. Sie tragen sogenannte Spikes aus verschiedenen Proteinen wie Glykoproteine, Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N), die in verschiedenen Ausprägungen vorkommen können und deren Kombination eine Klassifizierung ermöglicht. Die Influenza A-Viren kann man daher in Subtypen unterscheiden - etwa H1N1.
Die Erreger besitzen eine hohe genetische Variabilität, da die Erbsubstanz nicht in DNA (Doppelhelix), sondern in RNA (flexible Einzelsträngigkeit) vorliegt. Die verschiedenen Ausprägungen der Neuraminidase und des Hämagglutinins können sich unterschiedlich miteinander kombinieren (Antigen-Shift), aber auch sich selbst in ihrer Struktur verändern (Antigen-Drift). Dies führt dazu, dass regelmäßig eine neue Variante auftritt.
Der Antigen-Drift führt zu den in Abständen von 2 bis 3 Jahren auftretenden Grippe-Epidemien, während der Antigen-Shift für die etwa alle 10 bis 20 Jahre auftretenden Grippe-Pandemien verantwortlich ist. Hingegen machen sich Influenza-Viren der Typen B und C eher nur in vereinzelten Erkrankungen bemerkbar.