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Der Sonntagabend ist seit einiger Zeit fernsehtechnisch endlich wieder interessant. Oder lag es nur an Allerheiligen, dass die Auswahl diesmal wirklich bunt war? "Stirb langsam 4.0", "Der Seewolf", "Wag the Dog" und "Titanic" - wer da nichts für sich findet, dem kann echt nicht mehr geholfen werden.
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Mit Spannung erwartet worden war vor allem "Der Seewolf" (ORF2, 20.15 Uhr): Sebastian Koch zeigte als Wolf Larsen, was ein echter Kapitän ist. Der duldet absolut keinen Widerspruch - und fühlt sich selbst durch nicht bestellte Tote an Bord beleidigt. Gleichzeitig ließ er zwischendurch intellektuelle Züge aufblitzen. "Man kann mich nicht erklären", sprach der Seewolf. Und bewies es auch gleich durch abrupte Stimmungsschwankungen. Aber vielleicht geht es bei dem Film gar nicht so sehr ums Erklären, sondern vor allem um starke Bilder und Emotionen. So wird der Dichter Humphrey van Weyden vom Schreibtischtäter zum Tatmenschen.
Koch wurde von einem Kritiker als glatte Fehlbesetzung bezeichnet: Durch sein nuanciertes Spiel mache er Larson zu einem zynischen Grübler. Damit steuere er seine Figur weit an der literarischen Vorlage vorbei - zumal der Dichter und der Kapitän in der am Sonntag gezeigten Verfilmung keine echten Widerparts, sondern eher Partner seien. Und so sei nach der heurigen Pro7-Adaption auch diese Tele-München/ORF-Koproduktion gescheitert.
Das ist vielleicht ein bisschen hart. Schließlich weichen ja Verfilmungen recht oft auf die eine oder andere Weise vom Original ab. Damit muss man als Zuseher leben. Der erste Teil am Sonntagabend war jedenfalls handwerklich gut gemacht - man darf gespannt sein auf Teil zwei (Mittwoch, 20.15 Uhr, ORF2).