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Wenn das Schlafzimmer zum Uni-Hörsaal wird

Von Claudia Peintner

Wissen

Die Unis setzen immer mehr auf Lehre via Internet. | Sozialer Kontakt soll damit sogar noch verstärkt werden. | Wien. Noch zehn Minuten im Bett bleiben. Vielleicht auch noch ein ganzes Stündchen. Sich genüsslich auf die andere Seite drehen und den Traum zurückholen. Diesen Luxus kann sich ein Student mittlerweile ohne schlechtes Gewissen genehmigen, wenn sein Wecker klingelt und er eigentlich zur Vorlesung gehen müsste. Denn die Vorlesung kann er sich auch später am Computer anhören. Sollten Fragen auftauchen, kann er mit dem Professor via Online-Forum in Kontakt treten. Was an den Inhalt einer Science-Fiction-Folge aus den 80er Jahren erinnert, gehört mittlerweile zum Uni-Alltag in Österreich.


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Lange Warteschlangen sowie die bunte Zettelwirtschaft bei der Inskription sind passé. Die Immatrikulation erfolgt ausschließlich auf elektronischem Wege, genauso wie die Anmeldung zu Prüfungen oder die Noteneinsicht danach. "Die Studenten können sich den gesamten Lehrstoff des ersten Studienabschnittes online aneignen", schildert Katrin Wembacher, IT-Managerin an der Wirtschaftsuniversität Wien. Möglich ist das über die elektronische Lernplattform Learn@WU.

Nicht unsozial

Jeder Student findet darauf seinen individuellen Stundenplan samt belegten Kursen, Hörsaaleinteilung oder ausständigen Hausaufgaben, erzählt Wembacher. Des weiteren gibt es Skripten und Audiobeiträge zum Herunterladen. Aktuell im Trend liegen Online-Portale, in denen die Studenten ihre Hausaufgaben posten, statt wie bisher beim Professor persönlich abzugeben. Von einer sozialen Verwahrlosung vor dem Eigenheim-PC will Brigitte Faißt, IT-Expertin an der Hauptuni Wien, nicht sprechen. "Im Gegenteil: Durch die Chats in den Uni-Foren knüpfen die Studenten schneller Kontakte. Man trifft sich sowieso auch einmal auf einen Kaffee", so Faißt.

Wer an einem sonnigen Herbsttag unter freiem Himmel seine Seminararbeit schreiben will, kein Problem: An allen Unis gibt es Wireless-Lan-Zugang - von der Mensa bis zum Campus-Park. Und so mancher erspart sich selbst das Herumschleppen von dicken Wälzern - einige Lehrbücher sind bereits als E-Books erhältlich.

Vollständig auf elektronischen Medien basiert das Multimedia-Studium der Rechtswissenschaften an der Uni Linz. Rund 1500 Studenten absolvieren ein Fernstudium mittels Videokonferenzen und E-Learning. Und an der Wiener Universität für Bodenkultur kann man darüber hinaus auch Geologie-Exkursionen der Studienkollegen Online nachverfolgen. Immerhin: Noch keinen Online-Ersatz gibt es derzeit für die Studienberatung. Auch Online-Sezierkurse oder Online-Laborpraktika sind 2008 noch Zukunftsmusik.