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Gesundheit der Mitarbeiter wichtig für Unternehmen. | 1250 Berufskranke in Österreich. | Unterstützung durch Netzwerk. | Wien. Er ist das Zuhause des gesunden Geists: der gesunde Körper. Das behauptete zumindest der römische Satirendichter Juvenal. Auch immer mehr Unternehmen sind dieser Ansicht und kümmern sich um die körperliche Fitness ihrer Mitarbeiter. Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) heißt dieser Trend.
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Gerade in der Arbeitswelt steht die Gesundheit oft hinten an. Gängige Folgen sind schlechte Ernährung und wenig Bewegung. Aber es kann noch schlimmer kommen: Arbeit kann auch krank machen. Arbeitsbedingte Erkrankungen sind Krankheiten, die durch Arbeit verursacht oder verschlimmert werden. 2005 litten laut Allgemeiner Unfallversicherungsanstalt in Österreich rund 1250 Erwerbstätige an arbeitsbedingten Krankheiten. Zu den häufigsten Erkrankungen zählten Lärmschwerhörigkeit und Hauterkrankungen. Die tatsächliche Zahl so genannter Berufskranker wird aber höher geschätzt, da beispielsweise psychosomatische Erkrankungen als Berufskrankheiten nicht anerkannt werden.
Kranke Mitarbeiter
kosten Milliarden
"Laut wissenschaftlichen Studien sind in Deutschland 50 Prozent aller Erkrankungen arbeitsbedingt oder arbeitsassoziiert", weiß Alexander Heider, Leiter der Abteilung Arbeitnehmerschutz und Arbeitsgestaltung in der Bundesarbeitskammer. Legt man dieses Ergebnis auf Österreich um, ergäben sich daraus laut Heider jährliche Kosten für arbeitsbedingte Erkrankungen in der Höhe von
3, 4 Milliarden Euro.
Für Unternehmen bedeuten ungesunde Mitarbeiter viele Krankenstände und weniger Produktivität. "Deshalb nehmen Betriebe immer öfter Gesundheitsförderungsprogramme in Anspruch", weiß Hans Holdhaus vom Institut für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung (IMSB). Sein Institut hat schon für zahlreiche Unternehmen Gesundheitsförderungsprogramme erstellt. "Der Erfolgsfaktor liegt darin, das Programm individuell auf das jeweilige Unternehmen und seine Mitarbeiter zuzuschneiden", erklärt Holdhaus. Bei "Fit for Business", dem Programm von IMSB, sorgt ein Team von Ärzten, Sport- und Ernährungswissenschaftern sowie Trainern für eine seriöse Planung und Durchführung der Maßnahmen. "Wir führen den Mitarbeitern ihren Ist-Zustand vor Augen", beschreibt Holdhaus. Durch eine Analyse des Bewegungs- und Ernährungsverhaltens, eine sportmedizinische Untersuchung und mit Belastungstests wird die gesundheitliche Verfassung der Mitarbeiter festgestellt. "Das machen wir alles im Unternehmen", berichtet Holdhaus stolz.
Mitarbeiter profitieren durch genaue Analysen
Bei der Auswertung der Tests werden die Schwachstellen der Teilnehmer aufgedeckt. Aufgrund dieser Daten werden die Mitarbeiter beraten und erhalten individuell Empfehlungen zur Ernährung und Bewegungstipps. "Jeder Teilnehmer hat etwas davon", versichert Holdhaus. "Bis zu 85 Prozent stellen innerhalb eines Jahres eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität fest." Auch Hermann Haitzer vom Betriebsrat der Niederösterreichischen Landesbank-Hypothekenbank AG ist von den Gesundheitsförderungsmaßnahmen begeistert: "Wir machen nun schon zum dritten Mal ein Check-up für die Mitarbeiter." Viele Angestellte seien erst durch das Programm motiviert worden, sich sportlich zu betätigen. "Einige gehen seit den Check-ups ins Fitnesscenter", weiß Haitzer.
Die Auswertung der Tests kann aber auch generelle Mängel wie eine zu fetthaltige Betriebsküche ergeben. Das Unternehmen erhält so einen Überblick über den Gesundheitszustand seiner Mitarbeiter und erfährt, wo betrieblich Änderungen vorgenommen werden könnten. IMSB hilft auch dabei, die Mängel zu beheben.
"Wir setzen uns zum Beispiel mit der Betriebsküche zusammen und diskutieren eine Änderung des Speiseplans", schildert Holdhaus. Für Mitarbeiter können, sofern es das Unternehmen will, Trainings wie Wirbelsäulengymnastik oder Beweglichkeitsübungen angeboten werden. "Wir haben für unsere Mitarbeiter jetzt einen Qi Gong Kurs", berichtet Haitzer über ein solches Angebot.
Angst, dass die Chefetage über die Gesundheitsdaten der Mitarbeiter informiert wird, muss niemand haben. "Die Daten unterliegen dem Datenschutzgesetz. Das Unternehmen erhält eine anonymisierte Analyse", versichert Holdhaus. Auch zur Teilnahme wird niemand gezwungen, sie ist freiwillig. "Meistens leisten die Mitarbeiter dann einen Kostenbeitrag", so Holdhaus.
Netzwerk zur
Gesundheitsförderung
Es gibt auch ein österreichisches Netzwerk, das Unternehmen im Bereich BGF unterstützt. Neben der Qualitätssicherung durch bestimmte Kriterien hat das Netzwerk zum Ziel, BGF inhaltlich weiterzuentwickeln. "Früher galt schon ein Apfeltag als betriebliche Gesundheitsförderung", erzählt Klaus Ropin vom Fonds Gesundes Österreich. "Das reicht heutzutage nicht mehr aus."