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66 Prozent der | Täter firmenintern. | Positive Unternehmenskultur wichtig. | Wien. Wenn auf unerklärliche Weise Firmengelder verschwinden oder plötzlich nicht nachvollziehbare Rechnungen auftauchen, dann hat vermutlich ein krimineller Mitarbeiter sein eigenes Unternehmen bestohlen bzw. betrogen.
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In Österreich ist jedes zweite Unternehmen schon einmal Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden; Zwei Drittel der Täter kommen aus dem eigenen Haus. Dabei handelt es sich aber keineswegs um Bagatellen: 14 Prozent der Unternehmen haben einen Schaden zwischen einer und zehn Millionen Euro erlitten, 70 Prozent einen Schaden bis 250.000 Euro. Der jährliche Verlust für die heimischen Betriebe beläuft sich immerhin auf stolze 1,2 Milliarden Euro, rechnet eine Studie des Wirtschaftsberaters KPMG vor.
So groß die finanzielle Bandbreite, so vielfältig auch die Möglichkeiten, ein Unternehmen auszunehmen oder zu schädigen: Vom Griff in die Portokassa über gefälschte Rechnungen bis zu Werkspionage und Geschäften hinter dem Rücken des Chefs. Mit fast 75 Prozent aller Straftaten ist Diebstahl aber immer noch das häufigste Delikt, gefolgt von fiktiven oder falschen Belegen (44 Prozent), so die KPMG-Studie.
Trotzdem erstattet nicht einmal die Hälfte der betroffenen Unternehmen Strafanzeige. Immerhin 75 Prozent reagieren mit Kündigung oder Entlassung der betreffenden Dienstnehmer. Oft überwiegt bei den Betrieben die Angst vor öffentlichem Interesse und damit verbundenem Imageverlust.
Auf Warnsignale achten
Auslöser für kriminelle Handlungen eines Mitarbeiters sind meistens eine günstige Gelegenheit, mangelnde Kontrolle und geringe Entlohnung. Daneben geht es vielen Unzufriedenen auch bloß darum, dem Dienstgeber möglichst großen Schaden zuzufügen. Unternehmen sind aber nicht schutzlos den Machenschaften ihres Personals ausgeliefert. Obwohl die meisten Dienstnehmer auf den ersten Blick unauffällig sind, gibt es doch einige Punkte, auf die ein Chef achten sollte: Wechselt beispielsweise jemand häufig den Job und geben die früheren Dienstgeber nur sehr unwillig Auskunft, dann ist Vorsicht geboten. Gleiches gilt für Mitarbeiter, die niemals auf Urlaub gehen und ihre Agenden nicht aus den Händen geben. Verdächtig macht sich weiters, wer seinem Vorgesetzten aus dem Weg geht oder versucht abzulenken. Hellhörig sollten einen Unternehmer aber auch stark schwankende Umsätze einer Abteilung machen, die immer kurz vor einem Stichtag ihren Höchststand erreichen.
Kontrolle als Schutz
Der effektivste Schutz vor firmeninterner Wirtschaftskriminalität ist jedenfalls die Demonstration wachsamer Kontrolle. Strikte Richtlinien und Unnachgiebigkeit gegenüber Tätern schrecken am besten ab. Gleichzeitig haben Mitarbeiter mit hoher sozialer und emotionaler Bindung an das Unternehmen eine wesentlich höhere psychologische Schwelle als solche, deren Arbeitsalltag von Enttäuschung und Anonymität geprägt ist.