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4900 Alpine-Bauarbeiter vorerst ohne Job, weitere 1000 Arbeitsplätze in Zulieferfirmen gefährdet, 340 Verkäuferinnen von Dayli auf der Straße, fast 800 Handelsbeschäftigte von Niedermeyer detto, 1100 Leiharbeitskräfte in den vergangenen Monaten gekündigt.
Die Liste der jüngsten Pleiten ist lang, noch länger jene der davon betroffenen Mitarbeiter. Insgesamt sind durch die Insolvenzen im ersten Halbjahr 16.658 Jobs gefährdet - fast so viele wie im ganzen Jahr 2012. In Zeiten wie diesen verstummen die Rufe nach einem durchlässigeren Sozialnetz. Und angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen sollten selbst Populisten keine Phrasen über die soziale Hängematte nicht mehr über die Lippen kommen.
Was den Bau betrifft, sollte es für einen Großteil der von der Alpine-Pleite Betroffenen nicht so eng werden wie anfangs befürchtet. Interessenten für den gesunden Österreich-Teil gibt es genug. Nahezu jeder Große in der Branche bekundet Interesse zumindest an einem Teil. Und hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass eine gewisse Marktbereinigung im Bausektor gar nicht schade. Könnte gut sein, dass damit auch das Preisdumping im Bau abgeflacht wird.
In Zeiten wie diesen lernen wir die Vorteile eines ausgeprägten Sozialsystems zu schätzen. Wenn innerhalb weniger Stunden eine Auffanggesellschaft zur Weiterbeschäftigung aus dem Boden gestampft wird, wenn Arbeitsgemeinschaften der Alpine von Konkurrenten weitergeführt, wenn Arbeitsstiftungen in acht Bundesländern aufgezogen werden - dann merkt man, dass sich die Fäden zu einem Ganzen fügen. Da funktioniert die Politik. Da funktionieren die Behörden. Und auf einmal geht alles sehr schnell. Und das ist gut so, schließlich lassen wir und dieses Sozialgefüge auch etwas kosten.