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Wenn der Oberhauser mit dem Fellner auf den Strache trifft

Von Walter Hämmerle

Analysen

Österreich hat viele Vorzüge. Nur eines kann man beim besten Willen nicht behaupten: dass die Kultur des politischen Gesprächs hierzulande besonders hoch ausgeprägt ist. Das ist ziemlich schade für alle jene Menschen, die sich ein Bild von den politischen Zuständen in diesem Land machen wollen. Deshalb ist es auch einigermaßen müßig, darüber zu streiten, wer hierfür die Hauptlast der Verantwortung zu tragen hat - die Politiker und Parteien oder die Medien und Journalisten? Die Bürger müssen sich ihr eigenes Urteil bilden.


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In diesem Zusammenhang war das ORF-"Sommergespräch" mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vom Dienstagabend einigermaßen bemerkenswert. Der Moderator - immerhin war mit ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser ein Schwergewicht am Werk - recht tatenlos zu, wie "Österreich"-Gründer, -Herausgeber und -Chefredakteur Wolfgang Fellner die Sendung recht ungeniert als Plattform für seine eigenen Zwecke verwendete.

Da der Schlagabtausch mit Strache aber zugegebenerweise recht kurzweilig und - zumindest für Liebhaber der spezifisch österreichischen Art politischer Bauernfängerei - irgendwie auch unterhaltsam war, verharrten durchschnittlich 538.000 Zusehern vor ihren Bildschirmen. BZÖ-Chef Peter Westenthaler, der für seinen Termin sogar Inserate schalten ließ, bannte hingegen nur 445.000 Seher.

Dabei muss sich Oberhauser zudem am ORF-Entertainer Peter Rapp ein Beispiel genommen haben, dem zufolge eine gezielte Vorbereitung nicht anders denn als Schwäche ausgelegt werden kann. Jedenfalls überraschte die Hilflosigkeit, mit der der Info-Direktor auf die massiven Attacken Straches gegen den ORF reagierte ("das ist jetzt aber unfair"). Angesichts der blauen Anti-ORF-Gebühren-Kampagne waren diese Attacken aber alles andere als überraschend.

Den Wahrheitsgehalt der Fellner´schen Anschuldigungen - es geht um eine angebliche Nähe Straches zur mittlerweile verbotenen deutschen "Wiking Jugend" - werden die Gerichte klären, da der FPÖ-Chef noch life, via TV, Klagen gegen "Österreich" ankündigte. Dennoch war es erstaunlich, wie sehr sich "Elmo der Bär" in dieser Phase die Regie aus der Hand nehmen ließ. Und als Fellner meinte, die FPÖ habe ja bisher "nur gegen den Karikaturisten" einen Prozess gewonnen, wäre eigentlich auch ein kleiner Einspruch Oberhausers angebracht gewesen. Als nächstes verliert nämlich "nur ein Redakteur" eine Klage - und mit dem betroffenen Medium hat das dann noch immer nichts zu tun. (FPÖ und "Österreich" treffen sich übrigens bereits heute, Freitag, wieder vor Gericht.)

Für eine Bilanz der "Sommergespräche" ist es sicherlich noch zu früh, die ersten beiden Termine hielten jedoch nicht, was die neue ORF-Spitze versprochen hatte: Ein Mehr an öffentlich-rechtlicher Qualität.