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Wenn der Steuerzahler für die Gier nach Rendite geradestehen muss

Von Karl Leban

Analysen

Seit Monaten ist die deutsche Mittelstandsbank IKB damit beschäftigt, ein riesiges Finanzloch zu stopfen. Weil sie sich mit riskanten Subprime-Papieren gehörig verspekuliert hat, müssen die Regierung und die Kreditwirtschaft jetzt nochmals - zum dritten Mal in Folge - helfend einspringen, um das relativ kleine Düsseldorfer Bankinstitut vor dem Schlimmsten, dem Zusammenbruch, zu bewahren.


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In veritable Schwierigkeiten geraten sind in Deutschland freilich auch mehrere Landesbanken - so etwa die WestLB und die SachsenLB (für die es nach Fehlspekulationen in Milliarden-Höhe ebenfalls Garantien der öffentlichen Hand gab). Von den Verwerfungen an den Finanzmärkten wurde auch die Bayerische Landesbank getroffen - wenn auch weniger stark. Immerhin ist die Mutter der Kärntner Hypo Alpe-Adria-Bank im Vorjahr trotz ihrer Lasten aus der Finanzkrise nicht in die roten Zahlen gerutscht.

Von allen deutschen Banken ist jedoch die IKB am tiefsten in die Liquiditätskrise geschlittert, nachdem sie sich zuvor in großem Stil mit Papieren aus dem US-Immobilienmarkt eingedeckt hat. Die Zeche für die blinde Gier nach Rendite, von der im übrigen das Management vieler internationaler Banken erfasst war, muss nun wie so oft der Steuerzahler begleichen. Im Fall der IKB sind es nochmals insgesamt 1,5 Milliarden Euro, nachdem bereits mehr als sechs Milliarden in die Bank gepumpt werden mussten, um zu verhindern, dass die IKB als erstes deutsches Geldinstitut Pleite geht.

In der deutschen Öffentlichkeit lässt das Einspringen des Staates freilich die Wogen hochgehen. Vielerorts wird die Meinung vertreten, es schade dem deutschen Finanzplatz mehr, eine marode Bank wie die IKB mit Steuergeldern aufzupäppeln - als sie in Konkurs gehen zu lassen. "Gehört nicht das Scheitern genauso zu Wettbewerb und Marktwirtschaft wie der Erfolg? Sollen für Banken andere Regeln gelten?", fragt sich etwa die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" - und gibt sich gleich selbst die Antwort: "Es scheint fast so. In Deutschland wie auch in anderen Ländern entsteht in dieser Finanzkrise der Eindruck, die Gewinne der Banken seien privater Natur, während für die Verluste die Allgemeinheit aufzukommen habe."

Bei Regierungsvertretern heißt es immer wieder, eine Bank darf nicht umfallen, sonst könnte das ganze Finanzsystem kippen. Wenn aber eine Bank (noch dazu wenn sie wie die IKB teilstaatlich ist) nicht umfallen darf, bedeutet das stets einen Freibrief für mitunter hochriskante Investments - wegen der staatlichen Versicherung. Seite 26