Österreich bildet im gesamt europäischen Vergleich das Schlusslicht, wenn es um Private Equity als Möglichkeit zur Unternehmensfinanzierung geht.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Banken und Sparbücher sind jene Institutionen für Geldveranlagung und -beschaffung, mit denen sich der durchschnittliche Österreicher wohl fühlt. Die Börse wird oft verteufelt und sogenannte alternative Investmentformen, wie Hedgefonds und Private Equity, haben einen negativen Beigeschmack.
In der Krise sahen sich viele in ihrer Skepsis gegenüber den Kapitalmärkten - nicht ganz zu Unrecht - bestätigt. Aber die Krise hat auch das Umfeld geändert: Die Zinsen wurden auf einen historischen Tiefststand gesenkt, und Banken sind nicht mehr so bereitwillig wie früher, Kredite zu gewähren. Unternehmen, die Geld für Ausbau, Umstrukturierungen oder andere Investitionen brauchen, müssen sich nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten umsehen.
Börsenotierte Firmen können sich Geld von Aktionären holen, und die Begebung einer Unternehmensanleihe ist eine weitere Möglichkeit. Dann gibt es noch eine in Österreich bislang wenig genutzte Alternative: Die Mithereinnahme eines weiteren Investors, etwa in Form von Beteiligungskapital aus einem Private-Equity-Fonds.
Nachholbedarf
Während im europäischen Durchschnitt etwa 0,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes Private-Equity-Investitionen in nationalen Unternehmen ausmachen, sind es in Österreich bis dato nur 0,1 Prozent.
Aber die veränderte Kreditvergabepolitik und die Wirtschaftskrise werden das ändern, sind die Vorstandsmitglieder der Bast AG, die auf Private Equity-Investitionen und Beratung spezialisiert ist, überzeugt.
Schätzungen zufolge braucht die österreichische Wirtschaft zwischen fünf und zehn Milliarden Euro Kapital in den nächsten Jahren, um die nächste Wachstumsphase anzukurbeln - und dieses soll nach den Vorstellungen der Bast AG über Private Equity-Fonds einfließen.
Bislang zeigten sich österreichische Unternehmen vielfach, vor allem auch durch mangelnde Information, nicht bereit, einen weiteren Investor zum Beispiel in das Familienunternehmen hineinzuholen.
Wer sich von einer seriösen Private-Equity-Firma Geld holt, der bekommt mehr als nur monetäre Zuschüsse, denn der neue Investor hat auch ein Mitspracherecht, das Geld ist meist an ein Projekt gebunden, das Unternehmen ist zu regelmäßigen Berichten verpflichtet, aber es kann sich auch vom Investor neue Ideen holen und sich über die Unternehmensorganisation beraten lassen.
Eine solche Investition will natürlich vorab eingehend geprüft werden. Stefan Zapotocky, einer der Gründungspartner der Bast AG, betont, dass sich seine Firma nur auf Investitionen einlässt, bei denen auch die Chemie zwischen dem Unternehmer und den Finanziers passt.
Die Geldgeber für den Private-Equity-Fonds - die sowohl Privatpersonen als auch institutionelle Investoren sein können - binden sich für mehrere Jahre. Zapotocky erwartet durchschnittliche Renditen von 16 Prozent. Versprechungen von 30 bis 40 Prozent Rendite, wie sie manche Private-Equity-Fonds gemacht haben, seien zumeist unrealistisch.
Auch andere Auswüchse, wie etwa die mehrheitliche Fremdfinanzierung durch Kredite, sogenannte stark gehebelte Deals, wie sie von ein paar Private-Equity-Fonds betrieben wurden, wird es kaum mehr geben, fügt Barbara Wösner-Sandberg aus dem Bast-Vorstand hinzu.
Laut einer US-Studie ergibt sich bei Unternehmen mit einer Beteiligung eines Private-Equity-Fonds eine bis zu 50-prozentige Wertsteigerung.
Kredite von Banken wird dieses Finanzierungsmodell zwar nie ersetzen, aber "Unternehmen, die sich auf nur eine Kapitalquelle verlassen, sind verwundbar," gibt Wösner-Sandberg zu bedenken.