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Ist es nicht schön, wenn sich einmal der deutsche Fußball am österreichischen orientiert? Denn das, was sich derzeit zwischen Hamburg und München abspielt, kennt man von den heimischen Plätzen schon seit Jahren. Paderborn vor Mainz und Hoffenheim - nein, das ist nicht die aktuelle Reihenfolge auf den Abstiegsplätzen, wie jeder vermeinen würde, der die ersten vier Spieltage der deutschen Liga verschlafen hat, sondern tatsächlich die Tabellenspitze. Und die, die eigentlich dem Namen nach oben stehen müssten, matchen sich derzeit um die rote Laterne - Hertha BSC liegt auf Rang 15, unmittelbar vor Schalke04, dem HSV und Schlusslicht VfB Stuttgart. Einen derartigen Kopfstand hat es im Land des Weltmeisters selten zuvor gegeben, zumal Aufsteiger Paderborn Neuling in der obersten Spielklasse und mit rund 146.000 Einwohnern fußballtechnisch und auf gut österreichisch nichts anderes als ein Dorfklub ist. Auch Mainz (200.000 Einwohner) und Hoffenheim (3263) sind fern davon, als Metropolen des runden Leders zu gelten. Tradition allein schießt eben keine Tore - das weiß man hierzulande am besten, wo einst gloriose Hauptstadtklubs wie der GAK und der Lask ganz oder fast von der Bildfläche verschwunden sind. Und wo längst kleinformatige Vereine wie Ried, Grödig und Altach die Liga prägen und Wolfsberg sogar die Tabelle anführt. Allerdings sollte man sich keinen Illusionen hingeben: Dass die Bayern zur Abwechslung mal keinen Startrekord hingelegt haben, tut der Bundesliga ganz gut; am Ende aber, das darf angenommen werden, wird einer der Großen die Schale stemmen. Für die deutschen Dorfklubs geht es ums Überleben in der Liga - und ums Überraschen.