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Modezeitschriften widmen sich selten den wirklich relevanten Themen der Menschheit. Katastrophen, Politik, Krisen und Kriege zählen eben nicht zu den Dingen, mit denen man sich befassen will, wenn die wirklich wichtigen Entscheidungen anstehen, wie: Welche Gucci-Tasche passt zum neuen Cocktailkleidchen in Pastellflieder? Und wenn das höchste denkmögliche Unglück der Griff zum falschen Rouge ist, darf die Aufnahmefähigkeit für manche Dinge als eingeschränkt betrachtet werden.
Insofern ist es unfair, dass nun alle über die "Vogue" herfallen, die es wenigstens probiert hat und eine Fotostrecke zum Wirbelsturm "Sandy" produziert hat. Dort stehen auf zwölf Seiten Models in teuren Designerkleidern neben Ersthelfern der Katastrophe. Sie stehen beispielsweise auf einem Boot der Küstenwache, im Elektrizitätswerk, mit Feuerwehrmännern oder Krankenschwestern vor der Kamera.
Kein Wunder, dass es nun Kritik hagelt. Von "unpassend" über "beleidigend" bis hin zu blankem Spott reichen die Reaktionen. Das stellt sich also ein Modemagazin unter einer Dokumentation des Leides vor, lautet der Tenor. Die so Gescholtenen argumentieren hingegen, dass man sich dem Thema eben mit den Mitteln eines Modemagazins gewidmet hat. Wer dort herzerweichende Fotos und Texte sucht, ist falsch.
Das ist ein nicht ganz von der Hand zu weisendes Argument. Allerdings muss auch die Meinung erlaubt sein, dass bei Katastrophen der Jahrmarkt der Eitelkeiten für Erste einmal geschlossen bleiben sollte. Der Verlust für die Menschheit wird sich darob in Grenzen halten.